Was ist der Unterschied zwischen Modellbau und einem Oldtimer?
Beides muss schön aussehen - aber der Oldtimer sollte dazu noch funktionieren. Genau hier liegt die Krux und der Grund, warum ich zwar ein leidlicher Modellbauer bin, aber ein grottenschlechter Mechaniker: ich bringe nur optische Ergebnisse.... aber von vorn:
Mein Cousin stellte mir zum Pröbeln einen ganzen Satz verschiedener Vergaserdüsen zur Verfügung. Nachdem ich vor einiger Zeit - es steht irgendwo weiter vorn in diesem Thread - die Vergasernadel so gesetzt hatte, dass mein Mofa endlich schön im Standgas vor sich hintuckerte, fehlte es ihm nach wie vor an Kraft. Ebenso kam der Motor nicht auf Touren. Diesem Umstand wollte ich heute, nach Abklingen der Sommerhitze, endlich Abhilfe schaffen. Ich ergriff also den Düsensatz und einen passenden Schraubenschlüssel. Mein Plan war simpel: Ich würde einfach alle Düsen der Reihe nach ausprobieren. Mit einer würde mein Mofa dann schon zufriedenstellende Leistungen erbringen (wenn ich das so schreibe, muss ich den Kopf über meine Naivität schütteln)
Also: Zunächst startete ich meine Höllenmaschine mit den Einstellungen, die sie aufwies: Schwimmernadel in der zweitobersten Kerbe, Düse 56. Wie bekannt entwickelte die Maschine so wenig Kraft und kam nicht recht auf Touren. Anhand der Oelfahne aus dem Auspuff schien mir das Gemisch etwas zu fett. Ich tüftelte und probierte die Düsen aus. Kaum aber hatte ich Hand an den Vergaser gelegt, wollte sich ein akzeptables Standgas nicht mehr einstellen lassen. Sogar nach Einschrauben der ursprünglichen Düse nicht.
Das - schoss es mir durch den Kopf - ist jetzt also die ach so logische Mechanik.
Was tun, sprach Zeus? - Ich schräubelte also den Vergaser auseinander und setze die Schwimmernadel in die obere Kerbe um. Dann setzte ich das Teil wieder zusammen und versuchte erneut gute Werte zu erhalten. Ich erhielt NICHTS. Standgas? Fehlanzeige. Kraft oder sonst irgendwelche Power? Nada! - Ich demontierte also den Vergaser erneut und setzte die Schwimmenadel wieder um. Dann baute ich ihn wieder zusammen. Natürlich nicht einfach so, sondern mit Mühe. Immer wieder konnte der Seilzugnippel aus seiner Haltevorrichtung schlüpfen, ich verbrannte mir die Finger am mittlerweile heissen Motor, und die Druckfeder erschwerte mir das Handling ebenfalls. Zum Teufel mit dem Ding. Als es wieder zusammen war, startete ich den Motor erneut. Und tatsächlich: Er lief noch schlechter.
Nun gut, ich gab mich geschlagen: Standgas war eben nicht. Immerhin konnte ich mit der 60er Düse den Motor endlich mal aufjaulen lassen. Zu meinem Leidwesen war aber damit keine Leistungssteigerung verbunden. Da mir dennoch langsam die Gesuld ausging, foutierte ich mich darum und startete eine Probefahrt.
Zunächst fuhr ich unsere leicht ansteigende Quartierstrasse hoch. Im ersten Gang päppelte ich die Geschwindigkeit hoch. Dabei fiel mir auf, dass das Mofa in diesem Gang schon ein leidliches Tempo erreichte. Sollte es etwa an der Übersetzung liegen. Konnte ich aber nicht wirklich glauben. Ein so schwächelnder Motor wäre auch im flachen Deutschland der Nachkriegszeit durchgefallen. Irgendwann wagte ich es trotz Steigung in den zweiten Gang zu schalten. Das Gefährt quittierte es mir mit sofortigem Zusammenbruch der Geschwindigkeit. Eiligst schaltete ich zurück. An der Kreuzung verfiel ich auf den verwegenen Gedanken links, in die steile Nebenstrasse abubiegen: Mit Schwung nahm ich den Steig in Angriff. Zwei Meter später trat ich wacker mit, und weitere zwei Meter wurde der Motor abgewürgt.
Mit dem letzten Schwung wendete ich und folgte der ursprünglichen Strasse. Langsam kämpfte ich mich die leicht ansteigenden Passagen hinauf. Zeitweise kurbelte ich mit. Dann, schon etwa einen Kilometer von meinem Startort entfernt, wagte ich erneut den Versuch einen nennenswerten Anstieg zu bewältigen. Schliesslich hatte der Wecker jetzt Betriebstemperatur erreicht. War aber nix, und ich musste wieder wenden und gen Tal brausen. Auf dem Rückweg kam ich dann erneut in die Lage, zwischen auf- oder abwärts zu wählen. Und ich bin hatnäckig: aufwärts musste es sein. Ich erkannte zu spät, dass es nun wirklich stark bergauf ging. Sofort begann ich mitzutrampeln. Unmittelbar darauf knackte es irgendwo im Motor und selbiger erstarb. Diesmal half auch alles Abwärtsrollen oder mehrere Startversuche nichts mehr. Es blieb mir nichts anderes übrig, als den Hobel heimzuschieben und ihn verschämt in die Garage, hinter dem Auto zu verstecken. Wirklich ein tolles Hobby, alte Fahrzeuge flott zu kriegen
Vermutlich werde ich mein Mofa im Wohnzimmer ausstellen.... wie meine anderen funktionslosen Modellbauten...