Abbeizen von HAG Druckgussgehäusen

  • Die Farbe von HAG Modellen hält in der Regel bombenfest auf den Druckgussgehäusen. Einige wenige Versuche diese Farbe los zu werden habe ich bereits hinter mir. Im Nachhinein betrachtet zwar das Ziel erreicht aber viel, sehr viel Zeit verschwendet.


    Warum ist es so schwierig diese Farbe wegzubekommen? HAG verwendet 2K Lacke. Zwei Komponenten Lacke (2K Lacke) haben genau die Aufgabe gegen möglichst viele Einflüsse beständig zu sein, wie Öl, Lösungsmittel, gewisse mechanische Angriffe, Umwelteinflüsse und vieles mehr, dadurch bleiben sie auch meist dort sehr gut haften wo sie aufgebracht wurden.


    Auf rein mechanischen Weg lässt sich die Farbe recht gut mit Glasperlen entfernen. Es dauert seine Zeit, die Farbe ist wie bereits erwähnt sehr zäh. Eine gewisse Gefahr besteht, dass kleine Details im Guss in Mitleidenschaft gezogen werden, im Minimum tritt an den Kanten eine leichte Verrundung ein.


    Die chemische Keule. Zuerst mit Wasser und einem starken Maschinenreiniger im geheizten Ultraschallbad der Farbe zu Leibe gerückt. Nach zwei Stunden lösten sich endlich die ersten grösseren Farbfetzen. Diese sind getrocknet zäh wie eine Kunststofffolie. Nach langen 5 Stunden ist die meiste Farbe weg, allerdings auch ein Fenstersteg, den hat es kurzerhand wegvibriert und das Gehäuse ist dunkel verfärbt. Ein Satz mit X, das war nix.


    Nächster Versuch. Ein Messbecher mit Verdünner gefüllt, Gehäuse eingetaucht und nach einer Viertelstunde begutachtet. Nichts aber auch gar nichts ist passiert, selbst mit reiben geht nichts ab. Insgesamt das Gehäuse mehr als eine Stunde im Verdünner eingeweicht. Am Schluss war es blitzsauber und absolut fettfrei. Die Farbe und der Druck ist immer noch unbeschädigt und unverrückt dort wo er nicht mehr sein sollte.


    So geht es also nicht. Nach dem Telefonat mit zwei Farbspezialisten im Haus, das Lachen auf den Stockzähnen war unüberhörbar, die Antwort ebenso klar. Vergiss es, genau gegen solche Dinge soll die Farbe beständig sein. Die Polymerketten müssen zerstört werden. Entweder mechanisch abtragen, also Glasperlen oder mit einer geeigneten Beize den Lack lösen und danach entfernen. Natronlauge könnte gemäss einem Speziallisten funktionieren. Zuerst noch abgeklärt, was passiert denn mit Zinkdruckguss, wenn ich geballte Chemie einsetze, sprich 20 bis 30 prozentige Natronlauge. Es kann sich bei längerer Einwirkungsdauer Zinkcarbonat bilden. Das ist nicht so schlimm und kann weggebürstet werden.


    So beschaffte ich mir alle notwendigen Untensilien und Schutzmittel und machte mich fröhlich ans Werk. Siehe da, bereits nach einer Viertelstunde löste sich im Gehäuse die dünnere Farbschicht im Innern. Na, das ist doch schon ein Anfang, nach einer weiteren Viertelstunde ergrünte langsam das Dach, die silberne Farbe verabschiedet sich langsam. Nach einer weiteren Stunde löste sich auch langsam die Farbe auf dem Dach und an den Seitenwänden. Dann plötzlich Schluss, der grössere Teil der Farbe auf den Seitenwänden will nicht mehr weg. Einmal mehr Übungsabbruch. Zudem hat sich in der Nute für das Umlaufblech ein ganz kleines Loch in den Guss gefressen. Ob das durch die Lauge passierte kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Vorher fiel es mir nicht auf und sichtbar ist es erst, wenn das Gehäuse gegen das Licht gehalten wird.


    So und jetzt muss ich Nägel mit Köpfen machen. Den Farben Lieferanten Feyco angerufen. Mehrfach verbunden und dann endlich bei einer kompetenten Person gelandet. Es gibt ein pastöses Abbeizmittel Namens Metro Fit Standard , damit löst sich die Farbe und kann nachher mit einem Hochdruckreiniger oder von Hand weggebürstet werden. Damit das Abbeizmittel richtig funktioniert muss das Teil in eine Folie eingewickelt werden damit das Lösungsmittel seine Wirkung optimal entfaltet. Bitte bei der Anwendung solcher Chemikalien daran denken, diese mit den Farbresten fachgerecht entsorgen.


    Es gibt auch noch Lösungen mit flüssigen Abbeizmitteln, die taugen aber definitiv nicht für den Hausgebrauch, deswegen habe ich in diesem Bereich nicht weiter nachgefragt. Dort beginnt ganz klar das Arbeitsfeld der Profis.


    Kurz und bündig, es gibt passende Abbeizmittel um 2K Lacke zu lösen. Einfach bitte immer daran denken, Zinkdruckguss ist kein hochwertiges Metall und leidet bald einmal unter Einfluss von Säuren und Laugen, lange Einwirkzeiten sind Gift für den Guss und können sichtbare, irreparable Schäden hinterlassen.


    Für den Versuch mussten übrigens Re 4/4 II Gehäuse der Mittel Thurgau Bahn herhalten.


    Kunststoffteile wie Lüfter lassen sich teils schwer mechanisch entfernen. Das geht hingegen sehr gut mit Verdünner, nach einer Viertelstunde einlegen sind sie weich und lassen sich mit einem Lappen wegwischen. So gibt es garantiert keine Kratzer und Beschädigungen. Zumindest zu dieser Erkenntnis hat mir der erfolglose Entlackungsversuch mit Verdünner verholfen.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Und was meinst Du?: Taugt eine dieser Methoden um Hunderte von überzähligen MThB-Gehäuse rationell abzulaugen? Lohnt sich das für HAG - oder ist es günstiger, neue Gehäuse zu giessen?

    Gruss Roger


    95 von 121 grünen Ae 6/6


    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Für die HAG Gehäuse kommt ein Profi mit Abbeizbädern zum Zug. Das müsste kostengünstig machbar sein. Geeignete Bäder sind vorhanden. Ein Versuch wird es zeigen.


    Es ist die Methode mit den flüssigen Abbeizmitteln auf welche ich nicht detaillierter eingegangen bin.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Damit man sich auch vorstellen kann wie die Ablaugeversuche optisch daher kommen, sind unten die Bilder dazu. Die ersten vier zeigen die Variante mit Wasser, Maschinenreiniger und geheiztem Ultraschallbad. Der gebrochene Fenstersteg ist gut sichtbar.



    Die nächsten vier Fotos sind vom Gehäuse das mit Natronlauge behandelt wurde. Die Durchbrüche in der Nute für das Umlaufblech dürften nicht durch die Natronlauge entstanden sein. Solche sind bereits bei lackierten Gehäusen vorhanden. An dieser Stelle ist der Guss sehr dünn und scheint manchmal durchzubrechen. Allerdings hat sich Innen im Gehäusedach bereits etwas Zinkcarbonat gebildet. Bild Nr.6 rechts.


    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Und was meinst Du?: Taugt eine dieser Methoden um Hunderte von überzähligen MThB-Gehäuse rationell abzulaugen? Lohnt sich das für HAG - oder ist es günstiger, neue Gehäuse zu giessen?

    Weder noch - wie man inzwischen aus Horw erfahren konnte, hat sich HAG für die elegante Marketingvariante entschieden. :grin: