Bald täglich werden in den Medien aller Art Meldungen abgesondert, dass die 3D Drucktechnik nächstens die Welt und Gesellschaftsordnung revolutionieren und auf den Kopf stellen wird. Ganz ehrlich, diese inhaltslosen News von Journalisten die nur kopieren und nachplappern geht mir mittlerweile komplett auf den Geist.
Diese Woche habe ich das Thema mit den Leuten aus unserer Konstruktion diskutiert. Wir sind einhellig zum Schluss gekommen viel Wind um wenig. Wie alt ist denn diese Technologie? Die ersten kommerziell nutzbaren Geräte erschienen bereits 1987 auf dem Markt . Sie arbeiten nach dem Stereolithographie Verfahren. Damals war das ein Thema in Fachzeitschriften und später auch dann und wann in seriösen Tageszeitungen. Danach war lange sehr lange Ruhe, bis einerseits Geräte die Metalle verarbeiten konnten auftauchten und anderseits sehr billige Geräte die für den Heimgebrauch taugten verfügbar waren.
Danach war schlicht und einfach der Teufel in der Presse los. Die Berichte überschlugen sich und wurden immer inhaltsleerer und befassten sich schlichtweg nicht mehr ansatzweise seriös mit dem Thema.
Wieso soll mit 3D Drucken plötzlich eine Revolution stattfinden die mit anderen Verfahren der Fertigung nie stattgefunden hat? Ich kann mir für wenig Geld Maschinen beschaffen die mir ermöglichen meine Möbel selber zu bauen. Warum macht das kaum jemand? Oft ist das Material im Kleinmengenbezug teurer als ein fertiges industriell gefertigtes Möbel. Setze ich meine Zeit dafür ein braucht es doch Tage und Wochen bis ich mir mein Mobiliar selber zusammen gezimmert habe.
Bei Werkzeugmaschinen für die Metallverarbeitung haben wir diese Entwicklung ebenfalls schon längst durchlebt. Heute gibt es für wenige hundert Franken Dreh- und Fräsmaschinen. Für tiefe vierstellige Summen sind CNC Maschinen erhältlich. Gemäss der Logik dieser Journalisten müsste doch heute jeder seine Autoersatzteile in seiner Heimwerkstatt herstellen. Die Modellbahnhersteller müssten doch längst vom Markt gefegt sein, es kann alles zu Hause gefertigt werden. Auch diese Revolution hat nicht stattgefunden und ist auch nicht vertagt. Das gleiche Problem wie oben, Werkstoffe sind in Kleinmengen teuer, für Private zunehmend schwieriger erhältlich. Werkzeuge kosten ebenfalls. Das Massenprodukt ist preislich weitaus günstiger und in der Regel qualitativ überlegen.
Was macht jetzt das besondere eines 3D Druckers aus? Nach meiner Ansicht liegt die Überbewertung dieser Technologie darin begründet, dass mit dem fixfertigen Programm jeder ohne irgendwelche Kenntnisse etwas erzeugen kann ohne weitere eigene Zeit dafür einzusetzen. Damit bleibt aber genau das Hauptargument für diese Technologie mit Totalschaden auf der Strecke liegen, die Individualität des eigenen Produktes. Die bereits oben beschriebenen Nachteile bleiben auch beim 3D Druck, teure Werkstoffe, preislich keine Chance gegen das Massenprodukt, qualitativ noch viel weniger.
Worin liegt denn der Vorteil der 3D Druck Verfahren? Primär ist das die Geschwindigkeit für komplexe Formen. Die Fertigung erfolgt fast völlig autonom, das Teil muss am Schluss aus der Maschine entfernt, gereinigt und allfällige Stützen entfernt werden. Allenfalls erfolgen weitere Verarbeitungsschritte und Oberflächenbehandlungen. Deswegen sind diese Verfahren in der Industrie längst etabliert im Prototypenbau und für Kleinstserien. In der Masse tauchen sie teils auf um die Zeit bis der Werkzeugbau für die Massenproduktion über die Bühne ist zu überbrücken. Wobei Masse im 3D Druck auch nur wenige hundert bis tausend Teile umfasst.
So bleibt am Schluss nur noch die Frage wer macht alles selber zu Hause nur weil die Geräte günstig bis billig verfügbar sind? Die Antwort ist zwar despektierlich aber wahr, nur Idioten die nicht kalkulieren können. Oder gibt es tatsächlich Leute die sich zu Hause die Bücher, Zeitschriften und Tageszeitungen drucken?
Alle erwähnten Technologien haben die Welt verändert, teils dramatisch aber fast ausnahmslos im Bereich der Wirtschaft wo der einzelne als Arbeitnehmer betroffen ist. Billige Produkte werden auch in ferner Zukunft in der Masse und nicht individuell entstehen.