Klassische Mofas - Entschleunigung auf 30 km/h

  • :D Vor wenigen Tagen erhielt ich von meinem Cousin Urs eine Mail, dass mein Mofa, ein ASB von 1953, fertig restauriert sei. Das heisst: mein Mofa war es, bevor ich es meinem Cousin schenkte. Aber von vorn:
    Ich selber hatte das Mofa vor Urzeiten - es dürften um die 30 Jahre her sein -in Dietikon, in einem Brockenhaus gekauft. Das Brockenhaus gibt' schon lange nicht mehr, das Mofa erlebt dagegen jetzt seinen dritten Frühling. Ich hatte das Teil nach meinem Kauf neu lackiert und mich genau an das Original gehalten. Nach der Restauration fuhr ich einige Zeit regelmässig damit. Es war damals bereits ein Oldtimer und erregte bei den Puch-Maxi-Fahrern reges erstaunen. Das lag auch daran, dass das Ding lief wie der Teufel. 40km/h lagen ohne weiteres drin. Dies, ganz ohne frisieren des Motors. Bei diesem handelte es sich um einen ganz normalen Sachs-Motor, wie ihn jedes andere Mofa mit 30km/h Höchstgeschwindigkeit auch hatte. Der Trick für die höhere Geschwindigkeit lag an den grossen Rädern, was allerdings zu Lasten der Kraft ging. Dann geriet mein Mofa in meinem Keller in Vergessenheit.
    Bis vor einigen Wochen Urs zu Besuch kam. Ich wusste, dass er bereits mehrere Mofas restauriert hatte und hatte Bilder davon gesehen. Daher ahnte ich voraus, dass mein ASB bei ihm in die richtigen Hände gelangen würde.


    Heute nun, besuchten Madi und ich die Familie meines Cousins, um das revidierte Motorfahrrad in Augenschein zu nehmen. Bei dieser Gelegenheit würden wir ja auch noch seine weiteren Fahrzeuge bestaunen können. Als er mir den ASB (was die Buchstaben bedeuten, kann im Kasten der einen Foto nachgelesen werden) präsentierte, erkannte ich ihn erst gar nicht wieder: Urs hatte sich die Freiheit genommen, in Farbe und Zierstreifen vom Original abzuweichen, was den Charakter des ehemals hell-dunkelgrün lackierten Vehikels völlig veränderte. Zusammen mit den wunderschönen Weisswandreifen, einem Weidenkorb und kleinen Zurüstspielereien wie Kühlerfigur in Form einer Flagge oder Rahmenschutz aus Chrom stand es herausgeputzt in der zum Mofa-Museum mutierten Scheune. Aber genug gequasselt. Hier die Bilder:


    So sah der ASB ursprünglich aus:


    und so präsentiert sich der 'Schulz und Beckmann' heute:


    Zur Restauration ist zu sagen, dass die jüngere Tochter meines Cousins tüchtig mitarbeitete, So putzte sie die verstaubten und verdreckten Teile, bis sie wieder glänzten. Was vor dreissig Jahren noch undenkbar war, nämlich auf simple Weise zu neuen Ersatzteilen zu kommen, konnte durch Internet elegant gelöst werden. So konnte zum Beispiel der leicht angerostete Auspuff mit höchst antiquierten Aussehen problemlos ersetzt werden: das skurile Teil wird mittlerweile wieder nachgefertigt.
    Während ich die feinen Zierlinien bei meiner ersten Restauration noch aufmalte, fertigte Urs die Filets mittels entsprechenden Klebestreifen an. Als Grafiker verfügt er über die nötigen Fertigkeiten und Kontakte. Es fällt auf, dass er sich nicht an die Originalvorlage hielt und zusätzliche Linien und Streifen anbrachte. Puristen sei gesagt, dass man die geklebten Zusatzstreifen jederzeit wieder abgezogen werden könnten. Und schick sieht das Mofa dadurch ja schon aus.


    Hier zeige ich euch noch Bilder von seinen übrigen Werken. Auch hier liess Urs seiner Fantasie freien Lauf. Derart bunt und ausgestattet dürfte keines der Mofas ausgeliefert worden sein...


    ...für das Restaurieren dieser vier Mofas, die er teilweise in einem erbarmungswürdigen Zustand erwarb, musste mein Cousin da und dort Ersatzteile auftreiben. Oftmals wurde der wertvolle Schrott nicht allein feilgeboten, sondern enthielt noch weitere Töffli-Teile. So kam es, dass Urs einerseits über 4 wunderschön restaurierte Mofas verfügte, anderseits über einen Haufen übrig gebliebene Einzel- und Schrottteile. Dieses Alteisenlager weckte den Unmut seiner Frau, die seinem Göttergatten klarmachte, dass das Altmetall gelegentlich zu verschwinden hätte. Bei Betrachtung der Reste, kam dann mein Cousin zum Schluss, dass man damit ein weiteres Mofa zusammenbauen könnte.... Und so entstand dann dieses Unikat:



    Zusammengesetzt aus Teilen aller möglichen Fabrikaten stieg dieses Gefährt wie der Phoenix aus der Asche. Und da diesem Mofa keine Markenbezeichnung zugeordnet werden konnte, verfuhr er dabei wie alle Fahrzeugbauer der ersten Stunde und taufte es ganz einfach 'Walther' - so heisst er nämlich :D . Im Schalk fügte er noch die Zusatzbezeichnung 'Limited edition' hinzu, was bei einem Einzelstück sicherlich nicht übertrieben erscheint....


    Ach ja: natürlich stand auch ein kleiner Ausflug mit zwei der Mofas auf dem Programm. Da Madi in ihrem Leben noch nie ein motorisiertes Zweirad pilotierte, feierte sie heute ihre Premiere. Als Erleichterung erhielt sie die Caravelle mit dem automatischen 'Saxonette'-Getriebe. Und ich durfte wieder mal in meine Jugendzeit zurückkehren und schaltete mich wacker durch die zwei Gänge. Die Bremsen hatte ich allerdings als einiges besser in Erinnerung. Der Rücktritt verzögerte zwar ganz ordentlich, die Vorderbremse taugte aber nur zum Erzeugen quietschender und knarzender Geräusche... naja... irgendwie kam ich trotz steiler Talfahrt doch wieder zum Stillstand. Vergessen hatte ich auch, dass die Dinger bergab, bei hochtourigem Betrieb vibrieren wie die Sau... mein Hintern war jedenfalls nachhaltig massiert. :whistling:


    Urs, ich danke Dir für das tolle Retro-Erlebnis: es hat unheimlich Spass gemacht! :thumbsup:

    Gruss Roger


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    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Super schön die Mofas, da kommen wirklich Jugenderinnerungen hoch beim betrachten ;)


    Gruss Andi

  • Die Familien-Fähigkeit - (nicht nur - aber auch) gute Restauratoren zu sein - schlägt auch bei diesen Objekten voll durch. Gratulation zu solch schönen Stücken. :) :)


    Und ein kleiner Tipp für Roger bei Berg-Abfahrten mit dem Mofa: Anker mitnehmen und ggf. werfen - hilft garantiert auch an Land . . . ;) :D

    Gruss Günther

  • Lieber Roger
    die "Töffli" finde ich sehr schön gelungen, auch wenn ich gar nichts mit solchen Vehikeln am Hut habe. Gut, ich gebe zu, meine Erfahrung beschränkt sich auf einen einzigen Fall. Mein erstes Fahrerlebnis begann auf einer 5,20 Meter schmalen Strasse mit steilen Böschungen (aufwärts) auf beiden Seiten. Also fuhr ich nach einer sehr einfühlsamen 17,5 Sekunden langen Instruktion los, gab Gas, wollte wenden, fand die Bremse nicht, versuchte mit fast 20 km/h einen Wendekreis zu fahren (Radius = 5,20 : 2), erwischte den gegenüberliegenden Randstein, raste die Böschung hinauf und fiel dann endlich auf den Sack. Das Mofa war voll Dreck, der Motor lief nicht mehr, irgend ein Kabel war weg, einfach grrrrrrh! und pfui!
    So endete mein erster und letzter Versuch. Seither fahre ich nur noch auf vier Rädern.
    Herzliche Grüsse
    Oski

    signatur_egos.jpg

    ...auch Nichtraucher können süchtig sein nach Zündhölzern!

  • versuchte mit fast 20 km/h einen Wendekreis zu fahren (Radius = 5,20 : 2),


    Lieber Oski


    auf vier Rädern wird das aber auch nicht einfacher! Der Unterschied zum Zweirad wo Du auf dem Sack landetest ist beim Auto das Dach. :rofl:


    Gruess Heinz

  • Seither fahre ich nur noch auf vier Rädern


    Lieber Oski,


    hier wären Gefährte mit "4" Rädern - nur Mut . . . ;) :D


    Gruss Günther

  • Wunderschön, da schlägt das Zweiradherz doch gleich schneller. Ich entscheide mich für die schöne ASB in SBB-grün mit Weißwandreifen :thumbsup:

  • Das sind wirklich wunderschöne Exemplare - Gratulation zu deinem Stück! :thumbsup:


    Die Töffli-Zeit habe ich übersprungen und bin gleich beim Roller gelandet (auf dem Land muss man mobil sein 8) ). Jedoch war es schlichtweg ein Bastelobjekt, schön lackieren wäre eine Option gewesen - aber dafür was er seehr schnell :D


    Gruess
    Reto

  • Reto, ich habe meinen ASB wie oben beschrieben meinem Cousin geschenkt und bin seither prachtsmofalos. Werde jedoch meine zweite Ruine hervorkramen. Leider mit automatischem Getriebe... und wie gesagt: eine Ruine - aber formal durchaus reizvoll, wenn ich mich recht erinnere.... :hmm:

    Gruss Roger


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    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Nach der Heimkehr habe ich gleich nach meinem verborgenen Mofa geschaut... es ans Licht gezehrt und ein paar Fotos geknipst. Natürlich sieht die Maschine nicht sehr frisch aus. Allerdings hat das Teil eine sehr ungewöhnliche Stromlinienform. Verglichen mit den hausbackenen Angeboten auf Ricardo, wirkt mein 'Tornado Original' doch sehr exotisch. Und das Beste: es ist sogar ein handgeschalteter Sachs 2-Gang-Motor installiert. Hatte in Erinnerung gehabt, dass es sich um eine automatische 'Saxonette' handelt... Ob ich den mal so hinkriege, dass er sich mit den Modellen meines Cousins messen kann, weiss ich noch nicht. Vielleicht hilft er mir ja dabei.... ;)


    Ach ja, ganz vergessen: die Bilder:

    Gruss Roger


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    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Also diese Fahrzeuge sind ja nicht gerade von Pininfarina gestylt - aber die haben so was von Charme! Besonders angetan haben es mir die weit nach unten gezogenen Schutzbleche, damals absolut state of the art - sachlich absolut perfekt logisch, aber nach dem heutigen Empfinden sehen die schon aus wie ein Schluck Tee! ;)


    Jaja - das Töffli-Alter. Man musste natürlich zu den Töffli-Bueben gehören - Velos waren komplett out. Ich schwor auf die Puch und weniger auf Sachs. Einzig mit dem Velosolex hatte ich so meine Mühe. Mein erstes Töffli war ein mühsam zusammengesparter neuer 2-Gänger Puch (die Puch Maxi kamen dann erst später). Bei uns war dann die grosse Mode, einen 3-Gänger Motor unten ranzuhängen und die Vordergabel ebenfalls vom 3-Gänger zu übernehmen.


    Mein unfrisierter Puch lief genau 44 km/h (bei theroretisch erlaubten 30 km/h - gut etwas Nachhilfe durch planes abschleifen des Zylinderkopfes half ein wenig). Mein Kollege Jürg - eben einer deren mit dem 3-Gänger Motor und der Teleskop-Gabel vom 3-Gänger - der brachte es auf satte 81 km/h (auf der Rolle gemessen).


    Aus heutiger Sicht war das aber schon eher grobfahrlässig, denn die damaligen Bremsen waren sicher nicht für diese Geschwindigkeiten ausgelegt - und dann war immer noch die Furcht vor einer Polizeikontrolle (weniger die Bussen - die waren sehr human - aber dass dann das Fahrzeug u.U. eingezogen und eingestampft wurde...), der musste einige Male über Fussgängerwege, durch Gärten und Friedhof flüchten ...


    Das schnellste frisierte Töffli war ein Velosolex. Der brachte es auf stolze 91 km/h - aber nur etwa 3 Minuten lang .... :stopping::blackeye:


    Hut ab Roger, was da aus den alten Gefährten für Perlen gezaubert wurden! :thumbsup::thumbsup:

    Gruss


    Roland

  • Bei mir fing die Zweirad-Geschichte mit einer 50 ccm Victoria an, die 45 Km/h lief, bis sie mir eines Nachts unter der Laterne parkend geklaut wurde. Die nächste Stufe war dann eine Kreidler Florett, die lief schon mal ihre 80 Km/h, bevor es dann für eine ganze Weile erstmal auf vier Rädern weiter ging. Erst im gesetzteren Alter jenseits der 40 entschloss ich mich zum "großen" Töff-Führerschein, auf den dann natürlich Maschinen mit großen Hubräumen folgten, zuletzt eine Guzzi California, standesgemäß mit Trittbrettern und 1200 Kubik. Jetzt befinde ich mich generationengerecht in der Vespa-Phase, wo mich die immer noch stattlichen 300 Kubik mit bis zu 120 Km/h dahin gleiten lassen ;)

  • Meine Zweiradkarriere begann mit einem Honda Camino Mofa, danach weil die Honda zu lahm war kam eine Kreider Flory 3 Gang Mofa.
    Mit einem großem Ritzel vorn , Auspuff und Vergaser Update ging die gute 65 km/h. ;P:facepalm:

    Es grüßt Christoph aus dem schönen Hessenland.


    Ich liebe es wenn etwas über Jahrzehnte funktioniert deshalb sammle ich HAG und fahre HOREX :love:
    Bereits 22 Ae 6/6 davon 15 Grüne und 6 Rote und eine Swiss Express

  • Ob ich den mal so hinkriege, dass er sich mit den Modellen meines Cousins messen kann, weiss ich noch nicht. Vielleicht hilft er mir ja dabei....

    Ich konnte ja nicht ahnen, dass Urs diesen Thread als Besucher weiterhin mitverfolgt. Jedenfalls hat er mir heute ein tolles Geschenk gemacht:
    So hat er sich des Schriftzugs 'Tornado Original' angenommen und diesen überarbeitet und mir davon eine Vektor-Datei geschickt. Diese dient bekanntlich als Grundlage für die Herstellung einer Folie oder was auch immer es braucht, den Tank neu zu beschriften. Als Profi hat mir Urs auch gleich ein Bild erstellt, das visualieren soll, wie die neue Schrift auf dem Tank aussehen könnte.... dieses Foto will ich euch nicht vorenthalten:


    Wir erinnern uns. Noch sieht es so aus:


    Heute habe ich mal ganz zaghaft die Frontlampe mit Tacho und den Sattel demontiert. Das Lampengehäuse habe ich in seine Einzelteile zerlegt. Dabei wurde der angelaufene Chromring poliert und der Rost entfernt.... Dabei kam bereits die erste Ernüchterung: schon dieses simple Teil besteht aus zahlreichen Einzelteilen, von denen jedes peinlich genau restauriert oder ergänzt werden muss: Kabel, Reflektor, Schalter, Dichtungen, Lampenglas, Tacho, Tachoseite, verbeultes rostiges Lampengehäuse, Schrauben... und so fort. Da stellt sich schon die Frage, ob ich alle notwendigen Ersatzteile beschaffen - oder die vorhandenen restaurieren lassen kann.
    Vor diesem Hintergrund staune ich noch mehr vor der Leistung von Urs, wie er meinen ASB in solch kurzer Zeit revidiert hat. Inklusive Sattlerarbeiten, Lackierung und so fort. Als blutiger Anfänger habe keine Ahnung, an welche Spezialisten ich mich für solche Arbeiten wenden soll... Eine Mofarestauration unterscheidet sich doch sehr stark von der Beschriftung eines Modelleisenbahnwagens oder dem Bau eines Miniaturschrottplatzes.... :evil:


    Allerdings wurde Rom auch nicht an einem Tag erbaut. :fie:

    Gruss Roger


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    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Hallo Roger


    Sehr schönes Mofa hast du da, ich habe auch schon ein paar Mofas wieder fahrtüchtig gemacht.


    Hier zwei Ersatzteilhändler die viele Sachs Teile im Angebot haben:


    http://www.kofmelshop.ch/25j20vm/de/mofa


    http://www.gfellers-zweirad.ch/


    Allerdings würde ich darauf achten das du möglichst die Originalen Teile restaurierst, da die Nachbauteile auch nicht immer eiwandfrei passen ;)


    Weiter bin ich der Meinung das man einem solchen Oldtimer das Alter ansehen darf, weshalb ich meine Mofas nicht neu lackiert habe.



    Gruss Patrik

  • Hallo Patrik,
    Vielen Dank für Deinen wertvollen Beitrag. Schöne Mofas hast Du da! :thumbsup:
    Den 'Kofmelshop' - und auch weitere Adressen habe ich bereits als Geheimtipp mit auf den Weg bekommen. Mit der Patina sprichst Du ein interessantes Thema an. Einer meiner Freunde, dem ich das Mofa zeigte, meinte ebenfalls, dass der Erstlack erhalten werden müsse. Auch bei Autos sollen mittlerweile jene mit originalen Alterungsspuren höhere Preise erzielen, als solche die restauriert wurden.
    Darüber lässt sich sicher streiten. Ich denke, dass ein gründliches Putzen meines Tornados, in Verbindung mit neuen Verschleissteilen, wie Reifen etc. breits ein tolles Resultat zeitigen würde.
    Anderseits: möchte ich wirklich ein grünliches Mofa mit abgewetzter Linierung? Oder darf ich den Oldie doch meinen Vorstellungen entsprechend so verändern, bis er mir gefällt? Grundsätzlich bin ich für Beibehaltung des Originals. Bei meinen Oldtimerautos bin ich sogar ziemlich strikte, was dies anbelangt. Andere legen ihre Autos tiefer und choppen das Teil bis an die Grenzen des guten Geschmacks oder bauen aus ihren Kisten einen Hot Rod.
    Mein Cousin gestaltete seine Mofas farblich um, so dass sie seinen Vorstellungen entsprachen. Auch die Linierungen folgten seiner grafischen Vorstellung und weichen teilweise vom Ursprung ab - Na und? Wo steht denn geschrieben, dass man sich mit der langweiligen grau und beigen Farbenpalette der damaligen Mofas begnügen muss? Ich gebe aber zu, dass ich hin und hergerissen bin, ob ich das Mofa so lassen soll, inklusive Gebrauchsspuren, oder es genau nach Original neu aufbauen soll - oder ihm eine persönliche Note verpassen soll, was mit einer Farbänderung einherginge - das darf ich zur Abwechslung doch auch mal, oder? :whistling:
    Wie auch immer: was nicht in Frage kommt ist, dass meine Abweichungen nicht rückbaubar wären. Ich werde also im letztgenannten Fall nur mit der Lackierung einen Kompromiss machen. Wenn im Jahre 2088 einer mein Mofa wieder in den Originalfarben auferstehenlassen will, kann er das ja gerne machen.... ^^


    Aber erst gebe ich mich mit viel banaleren Dingen ab.


    Wie gesagt: Ich habe die Lampe abmontiert. Dann erfolgte die Zerlegung in ihre Einzelteile. Damit ich das Ding irgendmal wieder zusammenkriege, habe ich vom angetroffenen Zustand einige Fotos gemacht. Allerdings wurde hier schon mal tüchtig rumgebastelt.



    Was mir sofort auffiel war das fehlende Tachokabel. Dort wo es zum Gehäuse herausführen müsste, war ein Schalter montiert worden. Was damit (zusätzlich?) geschaltet werden sollte, weiss ich nicht. Ob der originale Drehschalter an der Oberseite nicht mehr funktionierte und dieser dadurch ersetzt werden musste? Das fehlende Tachokabel war schnell erklärt: Vermutlich brach es immer wieder, da die Tachowelle selbst total verhockt ist. Also musste dieser ebenfalls zerlegt werden, um herauszufinden, ob ich das Teil retten kann, bzw. wieder zum Funktionieren bringe. Die Schrauben an der Gehäuserückseite machten mir Hoffnung den Geschwindigkeitsanzeiger einfach aufschrauben zu können. Fehlanzeige: Der Chromring vorne wurde auf das Gehäuse aufgepresst und der Rand umgebogen. Um an die Innereien zu kommen blieb mir nichts anderes übrig, die Bördelung vorsichtig und gleichmässig aufzubiegen. Als ich das Getriebe des Tachos sah, wusste ich, dass ich nichts zu verlieren gehabt hätte: Die Getriebeschale aus Zinkdruckguss wies ausblühende Oxydationsspuren auf. Blechhalterungen waren leicht angerostet - und natürlich war alles knockentrocken. Nein, keine Chance, dass sich die Zahnradwellen hier irgendwann wieder gedreht hätten, ohne Operation am offenen Herzen des Geräts. Die Antriebswelle musste ich richtiggehend aus dem Gehäuse schlagen....


    Hier liegt er also: der zerlegte Tacho. Noch unbehandelt und ungereinigt (Mann, wenn schon dieses kleine Ding so viele Einzelteile hat, werde ich nie fertig).



    Jetzt weiss ich, was ich als nächstes zu tun habe.... :whistling: (und als übernächstes muss ich dann wohl einen neuen Tacho auf Ebay ersteigern, weil mein mit Liebe sauber geputztes und frisch gefettetes Tachodings natürlich nie mehr funktionieren wird - falls ich es überhaupt wieder zusammenkriege :facepalm::D )

    Gruss Roger


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    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • So, mein Tacho ist frisch revidiert, oder vielleicht wäre frisch entkrustet der bessere Ausdruck!



    Jedenfalls wurde die Tachonadel justiert, die Gehäuse, Getriebe und Zahnräder von eingetrocknetem Schmiermittel gereinigt, entrostet, und neu geölt. Nun präsentiert sich das Messgerät wie neu (was man anhand des Kilometerstandes wohl am besten erkennen kann :D ). Lediglich den ursprünglich eingepressten Chromring konnte ich natürlich nicht mehr so professionell umbördeln. Ich werde die Bördelung jedoch mit Silikon abdichten. Von oben sieht man davon nichts. Allerdings hatte besagter Chromring bereits einige kleine Dellen, die ich so gut wie möglich ausgebeult habe. Aber natürlich sieht man die 'Hicke' trotzdem noch. Vielleicht finde ich mal einen neuen Ring (den ich aber trotzdem nicht besser bördeln könnte).


    Die Funktion wurde mit dem Akkuschrauber bereits getestet. Der Tacho läuft ruhig und gleichmässig. Der Kilometerzähler ebenfalls. Übrigens 'fuhr' ich mit dem Akkuschrauber etwa drei Kilometer weit, bis der Zählerstand auf 0 war. Diesen hatte ich vorgängig am offenen Tacho - natürlich ohne Untersetzung - von über 21000 km mit dem Dremel in ein paar Minuten zurückgedreht. Damit ich den Zähler testen kann, natürlich noch ein wenig unter 0km (99997). Die Testfahrt mit dem Akkubohrer, deren Welle ich mit einem Polysterolstab imitierte, den ich ins Bohrfutter einspannte, erfolgte am kompletten Gehäuse, also mit entsprechender Untersetzung. Wenn man weiss, dass mein Akkuschrauber gemäss Tachoanzeige etwa 22 km/h draufhatte, kann man sich ausrechnen, wie lange ich für die drei Kilometer damit 'fahren' musste. :gamer:
    :vain:

    Gruss Roger


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    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • So, nun habe ich mir mal das Vorderrad vorgenommen. Den göbsten Schmutz entledigte ich mit der Brause in der Badewanne... jaja. die Alufelge hinterliess natürlich Kratzer im Emaile. Aber die bringe ich auch wieder raus. Bevor ich das Rad abschraubte, fotograferte ich die Achse von beiden Seiten, um die Reihenfolge der Muttern, Kontermuttern, Konterkontermuttern, Unterlagsscheiben, Distanzscheiben, Dichtungscheiben, oder was da auch immer in welcher Reihenfolge aeinander geschraubt, -steckt, - geschoben wurde zu dokumentieren. Damit sollte sichergestellt werden, alles inach Anschluss der Reinigung wider korrekt zusammenzusetzen, Natürlich habe ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht: bei der Demontage der Bremstrommel kamen mir nochmal ein gefühltes Dutzend der genannten Teile entgegen. Glaube kaum, dass ich das alles auf dem Foto habe. Meine letzte Hoffnung ist eine Explosionszeichnung, die ich in irgend einer Fachliteratur zu finden hoffe... Wenn ich Glück habe verlauere ich bis zum Zusammenbau einige Ringe und Muttern, so dass sich das Zusammenbauen wieder einfacher gestaltet. ;)
    Zu meiner Überraschungt erwiesen sich die Bremsbeläge noch als unverschlissen. Die muss ich nicht ersetzen. Ein brandneu restauriertes Vorderrad vor Augen begann ich Speichen und Felge zu putzen. Leider blieben an den Speichen stellenlweise Rostflecke übrig. Eine nervtötendere Arbeit, als Speichen zu entrosten und zu reinigen gibt es kaum. Und daher verlor ich schon bald die Geduld, zudem ich völlig ohne System vorging und vermutlich einige Speichen mehrmals bearbeitete und andere nicht, was teilweise mit der Unzugänglichkeit der einzelnen Stellen zusammenhing. Die ölige Nabe und ebenso schmutzige Bremstrommel war ein Kapitel für sich: Mit Haushaltsreinigungsartikeln kommt man da schnell an seine Grenzen. Ein Versuch mit Backofenreiniger brachte zwar akzeptable Ergebnisse, griff aber auch den Lack an der Nabe etwas an. Aber da ich die Nabe sowieso neu nachsilbern möchte, ist dies sekundär.
    Wie mein Cousin seine Mofas so neuwertig aussehen lässt - inklusive Speichen und Nabe - weiss ich nicht. Vor allem wundere ich mich, dass er bei diesem Aufwand nicht durchdrehte. Immerhin musste er ja bereits schätzungsweise 12 solcher Räder behandeln.
    Ein weiteres Problem ist die Neuschmierung: Durch die Reinigung wird altes Fett weggewaschen. Dieses wurde ja nicht aus lauter Spass an der Freude dort angebracht. So möchte ich eigentlich die Radlager neu schmieren. Die betreffenden Kugellager sind jedoch in die Nabe eingepresst. Für das Auseinandernehmen fehlt mir Werkzeug und Traute. Wieder ein Hindernis, das Rat und Zeit benötigt.


    Umsomehr freue ich mich auf die Lieferung der bestellten Weisswandreifen.... :)

    Gruss Roger


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    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Unglaublich, wie viele Teile schon so eine einfache Bremse hat.

    Nun ja, vorausgesetzt ich kriege alles wieder zusammen, kann es natürlich sein, dass die Bremse wirkungslos bleibt - aber wenigstens ist sie sauber... :D


    Heute nahm ich mir nun endlich die Zeit, jede der 36 Speichen zu fegen - gründlich. Leider war der Chrom an wenigen Stellen abgeplatzt.... natürlich wäre der Anblick für ein 50jähriges Mofa trotzdem noch genügend. Nach langem inneren Ringen habe ich nun einen Satz Ersatzspeichen geordert. Ich habe zwar noch nie ein Rad eingespeicht, aber das wird doch auch zu schaffen sein. Vor allem nachdem mir das System der Befestigung logisch erscheint. Kummer macht mir hingegen, die Anordnung der Speichen selbst. Es ist leider nicht so, dass die Speichen so eingesetzt sind, wie man das bei Kinderzeichnungen sieht: von der Nabe gerade nach aussen. Vielmehr sind die Speichen überkreuzt und führen abwechselnd auf die rechte und linke Seite der Nabe.... ausserdem sitzt der Nippel nabenseitig mal innen, mal aussen. Und dann kreuzen sich die blöden Dinger noch: mal drüber mal drunter. Das gibt ein Riesendurcheinander wenn man sich hier als Anfänger versucht. Nun gut: Eine Fotografie könnte helfen, sich zurechtzufinden. Zwar könnte ich ja eine Speiche nach der andern ersetzen, aber auf diese Weise entginge mir die einmalige Gelegenheit, die speichenlose Felge aufzupolieren - desgleichen mit der Nabe, die ich ohne Speichen wunderbar neu lackieren könnte.
    Zu guter Letzt ist es mit dem Einsetzen der Speichen nicht getan: das Rad sollte auch zentrisch werden..... :grumble:


    Schliesslich habe ich im Internet eine Speiche gefunden, die passen sollte, obwohl nicht ganz alle Spezifikationen auf den Millimeter passen (wenn sie NICHT passen, bin ich geliefert! :facepalm: )
    Etwas zuversichtlich stimmt mich, dass die Ersatzspeiche vom selben Hersteller stammt, wie die verbaute Altspeiche. Hoffentlich ist auf dem Ersatz auch das 'Kleeblatt'-Symbol eingeprägt, wie auf dem Original.


    Ach ja: falls die neuen Speichen wirklich passen und ich sie korrekt einbauen kann, habe ich heute einige Stunden umsonst Speichen geputzt... :dash:


    Nebenbei ist es mir immer noch nicht gelungen, die Achse aus der Nabe zu entfernen. Es fehlt einfach das passende Werkzeug (bei dieser Gelegenheit habe ich für zirka 100 Franken endlich mal einen anständigen Ringgabelschlüsselsatz gekauft - Aber damit konnte ich die Achse dennoch nicht demontieren... es fehlte mir ein simlpes Werkzeug, um den Konterring festzuhalten. Also musste ich wieder googlen: Schlussendlich war mir klar, dass das fehlende Werkzeug als Konusschlüssel bezeichnet wird... habe ich bestellt. Bis dieser jedoch geliefert wird, desgleichen die Speichen, vergehen wohl mehrere Tage. Solange wird das Rad ruhen müssen....


    ... wenn ich denke, das das Mofa noch ein Hinterrad hat, werde ich wahnsinnig..... :crazy:

    Gruss Roger


    95 von 121 grünen Ae 6/6


    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.