Digitalisierung und Umbau einer Märklin BR78

  • Nun habe ich endlich Zeit und Lust gefunden mich um die Digitalisierung der BR 78 zu kümmern. Es ist eine rein analoge Lok (5706) mit Umschalter und Feldspulenmotor. Mit anderen Worten, die ganze Elektrik wird restlos ersetzt. Einen passenden Faulhaber Motor mit Getriebe von SB Modellbau habe ich bereits seit einiger Zeit zu Hause, ebenso einen XL Decoder von ESU. Also, frisch ans Werk, die Lok geöffnet, in dieser Grösse ist das meist ein Kinderspiel. Grosse, leicht zugängliche Schrauben die freundlicherweise aus Stahl sind und am leicht magnetischen Schraubenzieher haften bleiben. So werden Motor, diverse Printe und der Umschalter entfernt und damit Platz für die neue Antriebskomponente geschafft. Das sieht dann wie auf dem Foto unten aus.


    Vorher:



    Nachher:



    Für den neuen Antrieb liegen die passenden längeren Schrauben bei, diesen befestigt und von Hand durchgedreht. Vorwärts funktioniert er bestens, rückwärts klemmt er, na toll. Die Ursache ist schnell gefunden, das Schraubenrad hat seitwärts dermassen viel Spiel, beim Retourlauf wird das kleine Antriebszahnrad an das Grosse gepresst und verklemmt sich. So gross ist das Problem auch nicht, alles wieder ausgebaut. Jetzt muss ich nur noch das Zahnrad etwas nach Innen setzen und die Achse kürzen, das ist alles. Für etwas hat man doch den Fohrmann Radabzieher zu Hause. Die Idee war bestechend, die beiden Abzugsarme einen Millimeter zu kurz oder der Getriebe das gleiche Mass zu breit, je nach Sichtweise. Nächste Idee, ein Rohrstück das über die 3mm Achse und noch gut auf dem Zahnrad aufliegt. Rohre habe ich zu Hause nicht rumliegen, dafür einen Sechskantsteckschlüssel mit Schraubenzieher Griff. Welche Ironie des Schicksal, er ist in Zollgrösse 3/16", ich hätte mir nie gedacht einmal froh zu sein ein Werkzeug mit Zollabmassen aus dem Ärmel zu schütteln. Eine harte Unterlage in Form eines Tretlagerschlüssels auf den Küchentisch gelegt, darauf die Achse sauber rechwinklig aufsgestellt, den Sechskantsteckschlüssel auf das Zahnrad gesetzt und mit Nylonhammer und ein paar herzhaften Schlägen das Zahnrad ca. 0.5mm nach hinten geschoben. Den Getriebeblock sauber mit Klebeband abgedeckt, damit keine Feilspäne in das Getriebe geraten und danach mit der Nadelfeile die Achse schön plan auf die Ebene des Zahnrades gekürzt. Nach der ganzen Prozedur mit Heptan und einem Pinsel die Späne und am Schluss die Abdeckbänder entfernt.


    Den Motor erneut eingebaut, hoppla, etwas gar knapp, in Rückwärtsfahrt bleibt gerade noch ein knapper zehntel Millimeter Distanz zum grossen Zahnrad. Halb so schlimm, das grosse seitliche Spiel stört mich so oder so. Das Spiel hebe ich mit einer passenden Distanzscheibe von 0.5 Millimeter weitgehend auf.


    Damit ich eine kleine Testfahrt machen kann, habe ich den Motor temporär verdrahtet.



    Die Fahreigenschaften sind mit einem einfachen Titan Trafo schon recht gut, bei etwas höherer Geschwindigkeit ist der Auslauf schon beeindruckend lang.


    Entgegen der ursprünglichen Absicht werde ich ziemlich sicher einen Decoder für H0 einsetzen, durch die geringe Leistungsaufnahme von nur 250mA des Motors ist kein XL Decoder notwendig. Zudem müsste ich aus Platzgründen den Decoder hochkant einbauen, das gefällt mir nicht. Die 21-polige Schnittstelle passt zudem perfekt auf einen der nun überflüssigen Montagepunkte. Falls ein Power Pack notwendig ist, kann ich das immer noch einbauen.


    Passende warmweisse LED mit E5.5 Gewinde und warmweisse 2mm LED sind bestellt, danach geht der Umbau weiter. Die beiden Beleuchtungsprinte kann ich weiter verwenden, es werden ganz einfach alle Dioden entfernt und direkt verdrahtet. Ebenso kann ich die Metallkonstruktion an der Front für die 2mm LED verwenden um diese dort positionsrichtig einzubauen.


    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Jaja: erst mit Spezialwerkzeugen prahlen und dann doch wieder auf Hammer und Bastlermethoden zurückgreifen müssen.... :D Freut mich zu Lesen, dass das nicht nur immer bei mir nötig ist..... bei mir allerdings aus dem Grund, weil ab und zu Spezialwerkzeuge fehlen (man hätte die Achse nämlich auch mit einer Funkenerrodiermaschine kürzen können. Bin etwas enttäuscht dass bei Dir eine hundskommune Nadelfeile zum Einsatz kam.... :rolleyes:

    Gruss Roger


    95 von 121 grünen Ae 6/6


    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Jaja: erst mit Spezialwerkzeugen prahlen und dann doch wieder auf Hammer und Bastlermethoden zurückgreifen müssen.... :D Freut mich zu Lesen, dass das nicht nur immer bei mir nötig ist..... bei mir allerdings aus dem Grund, weil ab und zu Spezialwerkzeuge fehlen (man hätte die Achse nämlich auch mit einer Funkenerrodiermaschine kürzen können. Bin etwas enttäuscht dass bei Dir eine hundskommune Nadelfeile zum Einsatz kam.... :rolleyes:


    Roger, und dann erst noch der Küchentisch, :nono:
    auweia,
    meine Frau würde mir was anderes sagen, :grumble:
    bei mir tut es eine Werkbank mit Schraubstock im Keller :hmm:

    Es grüßt Christoph aus dem schönen Hessenland.


    Ich liebe es wenn etwas über Jahrzehnte funktioniert deshalb sammle ich HAG und fahre HOREX :love:
    Bereits 22 Ae 6/6 davon 15 Grüne und 6 Rote und eine Swiss Express

  • Ich bin schlau, meine Frau ist mehr als 10'000 km entfernt, jetzt kann ich mit dem Küchentisch machen was ich will. :vain:

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Ich bin schlau, meine Frau ist mehr als 10'000 km entfernt, jetzt kann ich mit dem Küchentisch machen was ich will.


    Erwin, Gratulation, jetzt bist du schon wieder Strohwittwer, übertreibst du nicht ein bisschen? :nono:

    Ich habe eigentlich nichts gegen Anwälte, aber einen mag ich gar nicht, aber irren ist menschlich!




    Grüsse


    Fredy

  • Gratulation Erwin,


    auch als Analogliebhaber muss ich zugeben, Dein Umbau dieser Tenderlok dürfte ein voller Erfolg sein! :thumbsup: Die Langsamfahreigenschaften waren mit diesem ursprünglichen Motortyp von 1968 halbwegs okay, aber nicht begeisternd. Jetzt mit Deinem neuen Motor, hat der Lokführer weder vor stromlosen Weichenherzstücken noch vor ausgedehnten Weichenkombinationen "Angst", sondern wird fliessend seidenweich gleiten.
    Mich persönlich reut trotzdem die schöne goldige Spule, die dafür geopfert werden musste. ;)


    Gruss


    Hermann

    Analog ist cool:)

  • Hermann,


    Die Spule ist nicht geopfert, sie hat bloss einen Umzug in die Bastelkiste vollzogen. ;)


    Das Problem mit dem seitlichen Spiel des Antriebes konnte ich elegant und schnell lösen, warum bin ich nicht schon gestern darauf gekommen? Eine U-Scheibe für M3 passt perfekt, sowohl in allen Durchmessern als auch der Dicke, exakt die gewünschten 0.5mm. Einige Exemplare aus rostfreiem Stahl lagen noch in meiner Wühlkiste.


    Der Effekt ist wie gewünscht, deutlich weniger seitliches Spiel und rückwärts läuft die Lok nun gleich gut wie vorwärts. :thumbsup:

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Hallo Erwin


    So jetzt komme ich endlich dazu. Vielen Dank für den interessanten Baubericht :thumbsup: . Spannend, wie das bei der Spur 1 so geht. Du hast dich noch gar nicht zu Roger`s Kommentaren geäussert, dass wundert mich jetzt aber... :phat:

    Es grüsst Mattioli


    "Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und trotzdem zu hoffen, dass sich etwas ändert" (Albert Einstein)


    Mattioli`s Modellbahnwelt

  • Die LED werden vermutlich erst nächste Woche eintreffen, hingegen kann die 21-polige Schnittstelle vorbereitet werden. Die paar wenigen notwendigen Kabel an der Schnittstelle angelötet. Eine Bohrung auf Durchmesser 3.1 aufgebohrt, damit ich den bestehenden Stützpunkt nutzen kann. In der linken oberen Ecke des Decoders ist eine rote Isolationshülse zu sehen, diese zählt zum Restmaterial der alten Elektrik und stützt nun in perfekter Art und Weise den Decoder. Die ganzen Pannen zum V4.0 M4 Decoder sind hier nachzulesen .



    Die Lok läuft jetzt mit dem richtig eingestellten Decoder wie ein Traum, ich bin gespannt ob sie sich mit 128 Fahrstufen auf DCC noch feiner regeln lässt. Falls mein neues Multimeter richtig misst, braucht die Lok knapp 25mA wenn sie ohne Last fährt.


    Die Verkabelung ist für den Moment nur provisorisch, sobald die LED verbaut sind, wird alles anständig verlegt.



    Mattioli


    Roger hat keine Ahnung, da erspare ich mir den Kommentar. :D Mit der Erodiermaschine die Achse kürzen wäre zwar eine nette Sache, nur wird dabei das ganze Fett aus den Lagern gewaschen, die Kugellager könnten durch Funkensprünge und die feinen Metallpartikel im Wasser Schaden nehmen, also in etwa die schlechteste Möglichkeit. Ich habe das Feilen wenigstens von der Pike auf gelernt, bei mir werden die Flächen auch gerade. ;)

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Na also, dieser Kommentar an meine Adresse war längst fällig. Geht doch. :D
    Du vergisst aber, dass ich bereits drei Kurztriebwagen auf dieselbe Weise umgebaut habe. Naja, ich musste noch etwas mehr feilen und fräsen als Du. Aber die Verwendung von SB-Motoren und ESU-Decodern garantieren einen seidenweichen Lauf. Da kann ich Deine Begeisterung verstehen. Auf Röbis Anlage bewährt sich meine Bastelei übrigens seit ehedem. :)
    Das mit der Erodiermaschine hast Du aber nicht etwa ernstgenommen, oder? 8|

    Gruss Roger


    95 von 121 grünen Ae 6/6


    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Das mit der Erodiermaschine hast Du aber nicht etwa ernstgenommen, oder?


    Roger,


    Solche Dinge nehme ich sehr ernst, sogar todernst, da verstehe ich Null Spass. :thumbdown: :phat:


    Die 78er habe ich noch mit dem originalen Antrieb testgefahren, die Fahreigenschaften waren knapp über dem eines Ochsenkarren und die Geräusche, wie ein Steinbrecher, da hat sich die Investition wirklich gelohnt.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Heute habe ich endlich die Zeit gefunden, das am Dienstag erhaltene LED Material zu verbauen und damit diesen Umbau zu einem vorläufigen Ende zu bringen. Es bleiben immer noch Kleinigekeiten wie das Richten der Treppe, Schraubkupplungen und andere Details zu beschaffen.


    Als erstes wurden die beiden Print von den nicht benötigten Bauteilen befreit, anschliessend die Kabelbrücken für Blau und Weiss geschaffen. Die beiden rechteckigen LED passten wie erhofft perfekt in die Halterung der Glühlampen. Die Anschlüsse um 90 Grad verdreht und gebogen, danach die beiden Laschen mit der Flachzange satt angelegt und fertig. Alles sitzt dort wo es soll. Die Beleuchtungsprint jeweils auf der richtigen Seite montiert und provisorisch verkabelt für eine erste Funktionskontrolle. Das sieht dann wie auf dem Foto unten aus. Die beiden LED im flachen Gehäuse sind im Vergleich zu den Birnen LED sehr hell. Das muss ich noch abdämpfen, mit einem Silikonschlauch oder Farbe. Übrigens, alle LED sind bereits mit Vorwiderständen versehen, damit der Betrieb mit 19V möglich ist. Die Birnen LED hat sogar einen Gleichrichter eingebaut, dadurch muss nicht einmal auf die Polarität geachtet werden.



    Die Motoranschlüsse mussten noch vertauscht werden, die Fahrrichtung stimmte nicht mit der Beleuchtung überein. Anschliessend wieder die Kabel sauber verlegen. Einen alten Stützpunkt konnte ich wieder verwenden. Aus einem Stück zähen Blistermaterial schnell eine Kabelbride gebastelt, damit lassen sich die Kabel sauber am vertikalen Stützpunkt fixieren. Die passende kürzere M2 Schraube wie üblich aus dem Bastelkisten Fundus. Ansonsten sind die Kabel mit Faden, Doppelseitem Klebeband oder Klebstoff fixiert.



    Zum Schluss noch die Beleuchtung hinten angeschlossen und fertig ist der elektrische Umbau.



    Nachdem alles wie geplant funktioniert, wird als letztes das Gehäuse aufgesetzt. Auf der Frontseite sind die unteren Lampen zu hell, bedingt durch die Leuchtstarken LED. Hinten sind die unteren Lampen eher schwach. dieses Mal bedingt durch den Lichtleiter.


    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Danke für den Bericht Erwin. Das hast Du super hin bekommen. Ich bin erstaunt, mit wie wenig Leitungen, Du trotz Digitalisierung, ausgekommen bist. Das ganze wirkt sehr übersichtlich :) Märklin könnte einer wie Dich brauchen! Nimmst Du Deine Dampflok Lok beim nächsten MEP E-Lok Fahrtag mit?


    Auch wenn vielleicht für viele von Euch :lol: die Märklin Spur I Lok DB E-103 ist auf der Warteliste, umgebaut zu werden. - umgekehrt :D Die Märklin DB E-103 gibt es nicht als Analogmodell, sondern nur digital. Was es nicht gibt, wird halt selber gemacht. Das Öffnen des Lokkastens ist eine halbe Hexerei. Die Qualität der Lok aus meiner Sicht extrem unterschiedlich. Gewisse Komponenten (Getriebe) und weitere Teile sind um Welten besser als früher. Trotzdem, insgesamt wirkt die Lok, zumindest innen, relativ billig ausgeführt. Natürlich steht in der Anleitung, wie man den Lokkasten entfernt. Dennoch, das Ganze wirkt auf mich, dass heutzutage der Hersteller nicht (mehr) damit rechnet, dass jemals ein Käufer schauen möchte, wie es innen aussieht. Viele Käufer scheinen das auch gar nicht mehr zu wollen. Dabei ist dies etwas vom ersten, was mich bei einer neuen Modell-Lok wunder nimmt...


    Gruss


    Hermann

    Analog ist cool:)

  • Nimmst Du Deine Dampflok Lok beim nächsten MEP E-Lok Fahrtag mit?


    Das werde ich ganz bestimmt machen, eine richtige Testfahrt mit Anhängelast muss schon sein.


    Die Märklin DB E-103 gibt es nicht als Analogmodell, sondern nur digital. Was es nicht gibt, wird halt selber gemacht.


    Warum willst du eine digitale Lok auf analog umbauen? Die fährt doch jetzt schon ohne Probleme analog, AC oder DC je nach Wunsch.


    Für eine solch einfache Lok wie diese BR 78 braucht es gerade einmal 7 Anschlüsse zum Decoder, 2 für die Stromaufnahme, 2 für den Motor, je einen für Licht vorne und hinten und einen für den gemeinsamen Rückleiter, das ist alles. Den Rauchgenerator habe ich mit Absicht nicht angeschlossen. Das Ding versaut nur die ganze Lok.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • umbauen? Die fährt doch jetzt schon ohne Probleme analog, AC oder DC je nach Wunsch.


    ... findest du? Das (Analog) ist eine Frage der Definition!
    Ab dem Moment wo der (Steuer)Strom über einen Prozessor läuft, ist es für mich nicht mehr analog, auch wenn dieser im Prinzip sämtliche übliche Betriebsarten erkennen würde. Hauptsächlich geht es nur darum, (das altbekannte Problem): moderne Digitaltechnik kann nicht mit alten, geschweige den Uralten Trafos die Fahrtrichtung wechseln. Auch wenn die alten Trafos nur indirekt die Ursache sind, sondern die primäre Spannungsbandbreite von etwa 215 - 245 Volt. Neuere Trafos sind dagegen einigermassen abgesichert, alte natürlich nicht. Da die Industrie nicht mit einem einzelnen "Spinner" wie mich rechnet, sind (für mich dummerweise) nicht die Decoder abgesichert, sondern die neueren Trafos, weil dies die billigere Variante ist. Es ist verständlich und logisch, dass die Industrie nur sehr bedingt auf Individuen Rücksicht nehmen will und kann. Massgebend ist, was die Mehrheit möchte. Dies ist für mich kein Grund meine Idee zu überdenken.


    Es wäre noch spannend zu erfahren: A = wie viele Leute haben z.B. in der Schweiz, 2015 angefangen, neu eine Anlage zu bauen? (Ab H0 oder grösser). Abgesehen von Kleinstanlagen und Schaustücke welche stromlos sind und somit nicht zum Fahren gedacht, wäre noch B interessant: wie gross ist der Anteil digital betriebener, neu erstellter Module, Anlagen, sonstige Fahrstrecken? Vermutlich ist der digitale Anteil unwesentlich kleiner als 100%? Oder aber es sind stilreine authentische Tin-Plate Anlagen. Auch dies gibt es in letzter Zeit gar nicht so selten. Beides ist mir zu "festgefahren", für meine Bedürfnisse.


    Was für andere vielleicht unstimmig, weder Fisch noch Vogel, ist für mich ein Traum: Kernpunkt ist eine Spur I Anlage, auf welcher gleichzeitig zur selben Zeit Märklin Loks ab mitte der 1920 Jahre fahren sollen, wie auch Fine-Scale Lemaco Loks und fast alles was dazwischen liegt. Ausgenommen sind sehr grosse Dampflok-Vorbilder und vereinzelte E-Lok Exoten, = alles was über 4,0 Meter hinaus Gleisdurchmesser benötigt, geht nicht. Die Fahrzeuge sollen wenn immer möglich so belassen sein, wie sie sind! D.h. an Lemaco garantiert keine Schleifer montieren und an einer Märklin S 64/13021 in keinem Fall den Umschalter tauschen, oder die Räder verändern. All zu viele neue moderne Loks werde ich nicht mehr kaufen und wenn doch vereinzelt, - diese müssen reichlich abwärtskompatibel sein. (oder eben dazu gebracht werden).


    Mein Ziel ist nicht die allgemeine grösstmögliche Vorbildtreue / Massstäblichkeit, sondern einen Betrieb wie auf der SBB Strecke Bauma im Zürcher Oberland. Dort verkehren (zumindest an gewissen Tagen) auf den selben Gleisen gleichzeitig Züge von 60 bis 120 Jahren Altersdifferenz, in Harmonie. Es soll gar vorgekommen sein, dass die alte Lok Typ BT/EBT Be 4/4 einer unpässlichen S-Bahn ausgeholfen hat :)


    Gruss
    Hermann

    Analog ist cool:)

  • Die minimale Geschwindigkeit, angesteuert mit der MS1, habe ich gemessen. Es entspricht einer Geschwindigkeit von 1.11 km/h im Vorbild. Für 140 cm Strecke war die Modell Lok 145 Sekunden unterwegs. Was wichtig ist, ohne zu stocken oder ungleichmässig abzurollen. Mit den Fahreigenschaften bin ich bis jetzt sehr zufrieden, Endgültiges wir eine abschliessende Fahrt auf der Vereinsanlage zeigen.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Schon wieder ist weit mehr als ein Jahr vergangen und die BR78 ist immer noch nicht fertig umgebaut. :facepalm: Die Testfahrt auf der Anlage hat mittlerweile statt gefunden. An der Lok hinten ist endlich die Modellkupplung montiert und die fehlenden Teile konnte ich für einen vernünftigen Preis auftreiben. Soweit ist jetzt alles im Lot, fehlt noch die Modellkupplung vorne und die Anpassung der Lichtfarbe und Helligkeit der LED.


    Wie so üblich, ging nicht alles nicht völlig pannenfrei über die Bühne, sonst wäre es doch langweilig und man lernt nichts dabei. ;)


    Für den Test auf der Vereinsanlage wollte ich die Modellkupplung zumindestens an der Lok hinten montieren. Damit ich das Gehäuse weiterhin unkompliziert demontieren und montieren kann, benötige ich dafür eine Nute mit 6mm Breite und 14mm Tiefe. Da ich in der Firma maschinenmässig gut dafür gerüstet bin, war der erste Gedanke, entweder den ganzen Rahmen auf der Fräsmaschine horizontal bearbeiten oder auf der Fehlmann P54 vertikal an eine Rasterspannplatte spannen. Beide Varianten hätten bedeutet, alle Räder demontieren. darauf war ich nicht besonders scharf, der Radsatz mit Steuerung ist immer aufwendig wieder in die richtige Stellung zu bekommen. Zudem ist Zinkdruckguss dermassen weich und spröde, beim Spannen ist höchste Vorsicht und viel Gefühl notwendig. Ansonsten kann sich der Rahmen verziehen oder gar brechen. Letzendlich, die Nute muss keinen hohen Anforderungen genügen und lässt sich mit Küchentisch Mitteln recht einfach erzeugen und ich muss die Lok nicht noch in die Firma und zurück schleppen.


    Für etwas habe ich das Feilen mehr als ausgiebig gelernt, mit einer passenden Vierkant und Flachfeile lässt sich das auch in einer vernünftigen Zeit erledigen. So wurde es schlussendlich auch erledigt. Die Nute ist sicher nicht perfekt, alle Masse sind aber doch in allen Belangen genauer als 0.1mm, optisch sind also keine Fehler erkennbar. Damit kann ich leben.


    Damit die Testfahrt am gleichen Tag nicht einfach so funktionierte, habe ich bei der Gelegenheit die beiden Drehgestelle der Vor- und Nachlaufachsen unwissentlich vertauscht. :facepalm: Das ergab logischerweise einen satten Kurzschluss auf der Anlage, den ich vorerst irgendwelchen nicht isolierten Echtdampfmodellen auf der Anlage zuordnete. Nach langer Suche und Hilfe eines Kollegen konnten die beiden Drehgestelle als Übeltäter entlarvt werden. Das Multimeter zeigte den Kurzschluss nicht in jedem Fall an, es gibt nur eine nicht sehr gute Massenverbindung von diesen zur Lok. Die Stromabnahme läuft über die drei Triebräder.


    Bei dieser Gelegenheit versagte auch noch eines der M2.5 Gewinde die den Kunststoff Bodeneinsatz und alle Radschleifer zusammenhalten. Die Gewinde gehen nur knapp 2.5mm tief in den Zinkdruckguss Getriebedeckel, für einen solch weichen Werkstoff viel zu wenig. 2xD, also 5mm sollten es eigentlich sein. Egal, solche Dinge stressen mich nicht. Dafür hat die Firma Boellhoff schon vor langer Zeit den Helicoil erfunden. Die kleinsten sind M2. Das Problem konnte ich in der Firma in der Mittagspause schnell und einfach beheben. Altes Gewinde auf Durchmesser 2.6 aufbohren, mit dem Helicoil Gewindebohrer das Gewinde mit Hilfe des Gewindeboys schneiden. Mit der Spindel für Free running Helicoils den Helicoil eingedreht, das geht so leicht, dafür braucht es nicht einmal ein Windeisen . Jetzt sind die beiden Gewinde besser als sie im Originalzustand es je waren.


    Letzendlich und trotz allem, eine Testfahrt war trotz allen Unwägbarkeiten machbar und erfolgreich. Der Zug ist mit 4 Wagen zwar kurz aber alle Wagen sind aus Metall. Die Leistung des ESU LoPi V4.0 ist mehr als ausreichend.


    Bilder wie die Nute entsteht gibt es beim nächsten Mal, ich habe keine Fotos davon gemacht.



    Die beiden M2.5 Schrauben montiert.



    Die beiden Radschleifer im losen Zustand.



    Die Radschleifer Kontaktplatte.



    Der Getriebedeckel Innenseite mit eingesetzem Helicoil M2.5x3.75, der Helicoil ist grün.



    Getriebedeckel Aussenseite mit eingesetzen Helicoil, der Anfang des Helicoil ist gut erkennbar, im Bild links.



    Das Getriebe in offenem Zustand. Eine stabile währschafte Bauweise.


    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Da ich aktuell der alleinige Herrscher über den Küchentisch bin, konnte in Ruhe die letzte Etappe des BR78 Umbaus angegangen werden. Ohne Zeitdruck zu arbeiten, ist das pure Vergnügen. Wie üblich dauerte es auch länger als geplant. Drei Stunden gingen wieder ins Land, das für den bescheidenen Abschluss der Umbauarbeiten. Zum Glück muss das Hobby nicht kommerziellen Massstäben genügen.


    Als erstes einmal mehr das Gehäuse entfernt, dazu noch Lampenhalterung und Winkel mit Print demontiert, damit der Rahmen in den Schraubstock gespannt werden kann.



    Den Rahmen sorgfältig an der relativ kleinen Fläche die keine Nieten oder andere vorstehende Teile aufweist gespannt. Bei zuviel Spannkraft könnte der Rahmen brechen, durch das Feilen der Nute wird er im Spannbereich etwas geschwächt.



    Damit keine Späne ins Getriebe und an die anderen beweglichen Teile geraten, wird alles in ein Plastiksack verpackt und möglichst dicht verklebt.



    Mit der groben Vierkantfeile wird die Nute angefeilt.



    Die maximale Länge der Nute ist durchbrochen, ab jetzt ist der Querschnitt weniger als die Hälfte und es geht zügig voran mit dem Feilen.



    Und schon ist die Nute fertig.



    Dieser Haufen Späne ist das Überbleibsel der ganzen Feilerei.



    Zum Schluss war die Lampenhalterung mit der Isolation noch mit dem Trennschleifer zu trennen und die Kabel mit Uhu in der richtigen Position zu fixieren, damit sie dem Schaft der Modellkupplung nicht in den Weg rutschen.



    Die Lampen vorne waren zu hell und zu weiss, trotz warmweisser LED. Korrigiert habe ich es mit goldener Acrylfarbe. Besonders die beiden unteren LED erhielten eine dickere Farbeschicht, bis die Beleuchtung die passende Farbe zeigte. Hinten war es nicht notwendig, dort geht eine LED via Lichtleiter auf alle drei Lampen.



    Als Letztes muss ich noch die Vorlaufachsenbeleuchtung zum verschwinden bringen, dann passt es. Eine Funktionskontrolle habe ich zur Sicherheit durchgeführt, das Desaster von letzten Mal, war mir eine Lehre. Erfreulicherweise gab es dieses Mal keine unerwünschten Überraschungen. Mit der Modellkupplung beiderseits hat das Modell doch einiges an gefälliger und vorbildgetreuer Optik gewonnen. Die monströsen Märklinkupplungen waren mir schon immer ein Dorn im Auge. Für so grosse Massstäbe ist es einfach nicht passend.


    Die Plastiksackmethode funktioniert hervorragend. Es gab keinerlei Späne hinter dem abgeklebten Bereich.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Die Lampen vorne waren zu hell und zu weiss, trotz warmweisser LED. Korrigiert habe ich es mit goldener Acrylfarbe. Besonders die beiden unteren LED erhielten eine dickere Farbeschicht, bis die Beleuchtung die passende Farbe zeigte.

    Die Methode, das nicht ganz so vorbildgerechte LED-Licht mit goldener Acrylfarbe zu „korrigieren“, werde ich auch mal ausprobieren. Originalkupplung sind ein echtes Highlight, eine Augenweide, wenn sich die aneinander liegenden Federpuffer im Bogen gegenseitig eindrücken, um dann in der Geraden wieder in die Ausgangsstellung zu gehen. :)