Hallo zusammen
Gerne berichte ich Euch über ein faszinierendes Erlebnis, welches ich über die Auffahrtstage machen durfte - wir liesen alte Spur 0 Fahrzeuge fahren, darunter auch eine offenbar ca. 100 Jahre alte Märklin Lok mit Uhrwerkantrieb
Das kam so: Es war bekannt, dass eine Eisenbahn aus früheren Tagen vorhanden ist, fein säuberlich in Kisten verpackt…
Sie durfte nur zu ganz speziellen Anlässen und unter hoher Vorsicht ausgepackt und damit gespielt werden - eben mit viel Sorgfalt und Disziplin, wie das noch oft der Fall war und ist. Eine Lok erregte dann bei uns ganz besondere Aufmerksamkeit, lag doch in der Kiste neben ihr auch ein Aufzugsschlüssel. Tatsächlich, die Lok hat keinen Elektromotor, sondern ein Uhrwerkantrieb! Unten auf dem Boden findet sich ein Stempel mit einem früheren Märklin Logo. Das ganze sieht so aus:
Gemäss Aufdruck und ersten Recherchen im Netz ist es eine Märklin Spur 0 E 1020 - davon gibt es aber offenbar einige verschiedene Modelle und beim Suchen kommt dann natürlich auch rasch die ÖBB 1020 (DRG/DB E94/194) ins Spiel - auf jeden Fall habe ich genau diese Lok noch nicht gefunden…
Zur Funktionsweise:
Die Lok hat mal wie die anderen Modelle auch, recht hohe Spurkränze - was aber angesichts der Gleisgeometrie, Passgenauigkeit, etc. und vor allem der Geschwindigkeit auch wirklich gut ist… Der Tender wird mittels Blechlasche und Loch angehängt, zwischen den Rahmenwangen sitzt der Uhrwerkmotor, vor/oberhalb der hinteren Treibachse ist der Vierkannt zum Aufziehen sichtbar. Von unten ist zum einen die Bremseinrichtung und zum anderen die Umstelleinrichtung für Vor-/Rückwärtsfahrt zu sehen (breite Zahnräder bei der vorderen Treibachse, auf dem Bild nicht sichtbar in einer Wippe gelagert), der Antrieb der Achsen ist dann mit ca 1mm breiten Zahnrädern gelöst. Beides wird über Zughebel im Führerstand bedient.
Zum Betrieb wird die Lok gebremst (Hebel auf der rechten Seite nach vorne gestossen die Bremsbacken liegen an den Rädern), dann Aufgezogen und die Bremse gelöst, worauf sich die Lok dann sanft in Bewegung setzt um dann umgehend bis zur hohen Höchstgeschwindigkeit rasant zu Beschleunigen. Die "Energie" reichte bei uns für etwa 3,5 Runden auf einem Oval mit der Fläche von etwa 2 auf 3m, wobei die Lok die Geschwindigkeit fast drei Runden beibehielt um dann rasch langsamer zu werden. Leider waren sowohl die Kupplungen als auch die Gleisanlage einem Fahren mit Zug nicht zugeneigt - aber auch mit der Lok allein machte das riesig Spass:
Das ganze lief mit meinen Bruder und fünf Kindern im Alter von bald 2 bis fast 7 ab - alle mit leuchtenden Augen und viel viel Begeisterung Und ja, wir haben aufgepasst, dass der Lok nichts passiert...
Hier noch was zu den anderen Fahrzeugen:
Wir fuhren ausserdem mit einer Märklin R66 / 12910, einer zweiachsigen Dampflok mit Märklin Wagen (auf dem Bild die oberste Reihe, wobei die Wagen aus meiner Sicht eher zur Uhrwerkslok gehören) und Rollmaterial von Hornby/Meccano Paris - alles mit französischem Vorbild. Diese entfernt einer Ae 4/7 ähnlichen Lok lief recht gut und zog all die Wagen neben ihr auf dem Bild (10 Zweiachser und der gelbe Vierachser - ein zweiachsiger Wagen mit Holzweinfässer fehlt auf dem Bild). die beiden zusammengehörenden Drehschemelwagen oberhalb der grünen Lok konnten wir mangels nicht kompatibler Kupplung nicht anhängen - sie tragen am Boden den Aufdruck "Made in Switzerland".
Hier die Fotos dazu:
Bei der Märklin Lok funktionierte sogar das Licht, allerdings war das Fahrgeräusch enorm - nicht ungesund, aber laut. Das im Gegensatz zur Hornbylok, die leiser lief - alles aber weit weg von einer H0-Lok… Auch interessant, alle Loks liefen auf anhieb! Dies nach einer Stillstandzeit von Jahren. Der Fahrtrichtungswechsel funktionierte nicht, die Anlage wurde mit einem Märklin 6631 Traf betrieben - dieser ersetzte irgendwann einmal den wohl defekten Originaltrafo mit 20V - die 19V beim Umschaltimpuls bdeuten dann ja noch nicht einmal "Vollgas".
Vor allem die Hornby-Zweiachser sind allesamt in einem sehr guten Zustand, die beiden elektrischen Loks in einem ansprechenden Zustand und vor allem die Märklin Wagen in einem stark gebrauchten (vor allem die beiden Vierachspersonenwagen). Bei den Hornby-Wagen stellt sich die Frage, ob das evtl. Replikas sind - allerdings finden sich nirgend Infos auf den Böden und die Herstellerkleber sehen doch recht antik aus.
Nun habe ich natürlich auch Fragen - ich möchte mehr über diese Modelle wissen, leider gibt das Netz bis jetzt nur wenig her… Daher die Frage in die Runde, weiss jemand etwas darüber, hat Erfahrung mit solchen Sachen, weiss jemand eine ähnliche Geschichte, etc., etc.?
Keine Angst, ich will nicht nur bloss den Wert abfragen (dann hätte ich sicher nicht so viel geschrieben…), ich möchte Facts betreffend Alter und Funktion. Auch Infos zum Wert sind willkommen, doch gehe ich davon aus, dass es a) 1000mal gescheiter ist, diese ab und zu laufen zu lassen, Freude daran zu haben und die Sachen in der Familie weiter zu geben (Stichwort Kinderaugen) und b) der Wert sowieso sehr klein wäre.
Das wichtigste zum Schluss: Es hat auch mir unheimlich Spass gemacht, damit zu spielen, vorher die Spannung zu geniessen, ob sie denn überhaupt fahren werden und natürlich herauszufinden wie eine Uhrwerklok funktioniert.
Gruss Christian