Produktion von Klein- und Grossserien, der Vergleich

  • Das moderne Produktionstechnologie längst ihren Eingang in die Modellbahnfertigung gefunden hat, dürfte Interessierten Modellbahnfreunden bekannt sein. Märklin dokumentiert das sehr gut an Hand der eigenen Produktion, einerseits mit ihrer jährlich dem Insider Club beigelegten DVD und anderseits mit ihrer Reihe Märklin TV.


    Die verschiedenen Druckverfahren im Überblick


    Die Bedruckung der Modelle, zur Hauptsache immer noch per Tampondruck, in gewissen Fällen per Digitaldruck, gibt immer wieder Anlass zu Diskussionen. Meine Wahrnehmung dazu, viele Sammler haben doch sehr falsche Vorstellungen was machbar ist und keine Vorstellung was nicht geht oder mit welchen aufwändigen Methoden es machbar gemacht wird.


    Beginnen wir am Ende der technologischen Entwicklungen. Der Digitaldruck ist Top aktuell, hat aber seine klare Beschränkungen. Am besten funktioniert er auf möglichst planen Flächen. Leichte Unebenheiten z.B. kleine Absätze von Gehäuse zu Fenster sind bedruckbar.


    Wie bei Decals ist die Ausgangsbasis eine weisse Fläche die als erstes gedruckt wird. Erst auf dieser kommen die Farben richtig zur Geltung. Zu sehen ist das gesamte Vorgehen im Video unten, ab 2:21. Hier werden die Gehäuse in vorbildlicher Weise nur mit Handschuhen angefasst. Selbst beim Digitaldruck lässt sich nicht alles vollständig bedrucken und die Gehäuse werden im nächsten Schritt in der Handmalerei per Pinsel komplettiert.


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    Digitaldruck dürfte für Personenwagenkästen eine interessante Alternative zum Tampondruck sein. Der Link zu einem Anbieter solcher Geräte .


    Als Klassiker im Druckbereich, mit dem fast alles möglich ist, hat sich der Tampondruck seit langer Zeit etabliert. Er ist anwendbar auf fast allen Materialien und Formen.


    Dank dem Silikon Stempel sind Vertiefungen und runde Formen bedruckbar. In dieser Disziplin ist das Verfahren fast unschlagbar, trotzdem, auch hier gibt es Vertiefungen die wiederum in der Handmalerei vervollständigt werden. Das gilt selbst für technologisch hochgerüstete Firmen wie Märklin. Beim Tampondruck wird je nach Grösse des Druckmotives mit einer Rasterung gearbeitet, bei sehr kleinen Motiven fällt diese weg und das ganze Motive wird mit Farbe gefüllt. Bei der Mehrfarbenbedruckung mit einer Maschine mit nur einem Tampon muss das Gehäuse immer ganz genau gleich positioniert und der Druck immer exakt zur vorherigen Stufe eingepasst sein. Mit der CNC Maschine bleibt das Gehäuse immer exakt an der gleichen Stelle, somit entfällt die Fehlerquelle einer unterschiedlichen Positionierung pro Druckvorgang. Trotz allem Hightech bei Märklin, am Schluss werden immer noch Bedrucksfehler von Hand korrigiert, der Bedruckungsprozess ist also nicht absolut zuverlässig. Unten ein paar Videos zum Thema Bedruckung, entweder mit mehrfach Stationen oder CNC Maschinen.


    Bedruckung ab 6:42, auffällig, mal werden die Gehäuse für die Druckvorgänge ohne mal mit Handschuhen angefasst


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    Lackierung und Bedruckung ab 4:15, auffällig, der geringe Aufwand beim Schutz gegen Staub bei der Lackierung.


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    Lackierung und Bedruckung ab, 11:13.


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    Lackierung und Montage von Isolatoren


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    Lackierung


    Auch dieser Arbeitsschritt kann hoch automatisiert sein oder herkömmlich von Hand erfolgen. In den diversen Videos von Märklin ist mir aufgefallen, wie wenig für den Staubschutz unternommen wird. Hier betreibt HAG ganz klar einen viel höheren Aufwand. Klimatisierter, belüfteter Raum, mit Schutzkabine und Schutzanzug. Im Unterschied zu HAG arbeitet Märklin mit Lehren, sie bezeichnen es Schablonenlackierung, die das Lackieren von Dachpartien und breiten Streifen vereinfachen und beschleunigen. Bei HAG passiert das mit Abkleben in reiner Handarbeit.


    Montage


    Hier sind die Unterschiede nicht sehr markant. Ob Gross oder Kleinserienfertigung, der Anteil an Handarbeit ist sehr hoch und wird primär über die Geräte und Arbeitsplatzgestaltung optimiert und rationalsiert. Die allseits bekannten Handpressen mit den Zweckgebundenen Vorrichtungen gibt es sowohl bei als auch Märklin. Märklin hat bis jetzt auch keinen besseren Weg gefunden, Isolatoren werden auch dort von Hand montiert genau so wie es HAG seit jeher macht.


    Montageschritte ab 0:25


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    Entgraten


    Eine etwas mühselige Handarbeit, die absolut exakt und perfekt ausgeführt sein muss. Ein Kratzer im Gehäuse und es wird wieder eingeschmolzen. Der Roboter ist klar die elegantere Lösung, rechnet sich aber nur für grosse Serien.


    Ab 9:35


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    Abschliessend als Vergleich, noch einmal das Video mit Ausschnitten der HAG Produktion.


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    Schlussfolgerungen


    Die Produktionsmethode von HAG ist äusserst flexibel, HAG ist in der Lage kleine Serien zu normalen Preisen und kleinste Serien mit geringen Aufpreisen zu produzieren. Grosse Serien werden mit dieser Methode zu teuer und belasten die Produktion zu lange mit dem gleichen Modell. Der grosse Anteil Handarbeit kann zu schwankender Qualität führen. Sie steht und fällt mit der Geschicklichkeit und dem Qualitätsverständnis der einzelnen Mitarbeiter.


    Die Produktion bei Märklin garantiert gewisse Qualitäten über die Prozesssicherheit der Fertigungsautomaten. Die Handmontage ist auf kleinere Schritte und mehr Mitarbeiter verteilt. So lässt sich der einzelne Schritt besser überwachen und kontrollieren. Rutscht hingegen ein Systemfehler durch, betrifft das eine riesige Anzahl Modelle. Die anspruchsvolle Handarbeit kann auf die Besten des Betriebes verteilt werden und es gibt viel mehr davon als in einem kleinen Betrieb wie HAG. HAG ist durch seine Grösse bei Personalwechsel viel stärker gefährdet, dass sich Unterschiede in der Qualität bemerkbar machen als ein grosses Unternehmen wie Märklin. Märklin kann kleine Serien oder Einzelstücke nicht zu marktfähigen Preisen anbieten. Automatisierte Anlagen verlangen nach einer grösseren minmal Stückzahl. Die Flexibilität ist klar geringer als bei HAG.


    Als Schlusssatz, Handarbeit ist teuer bis sehr teuer, besonders in der Schweiz und garantiert trotzdem keine bessere Qualität als eine automatisierte Produktion. Im Gegenteil, eine hochautomatisierte prozesssichere Fertigung wird das immer exakt gleiche Produkt ausspucken. Eine Handfertigung wird immer eine gewisse Schwankung zeigen, sie kommt dadurch auch etwas individueller daher und zeigt so ihre Einzartigkeit.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Hallo Erwin


    Danke sehr für den interessanten "Artikel". Vor allem das Thema Drucktechnik scheint mir aktuell brisant zu sein. So gibt es hier mit dem Digitaldruck tatsächlich eine Veränderung, die Fraglich ist, ob sie gut ist: Die Druckqualität ist aus meiner Sicht deutlich schlechter als mit dem Tampondruck allerdings können so auch Modelle entstehen, die es ohne Digitaldruck gar nicht gäbe. Im Stummiforum findet sich dazu ein reich bebilderter Artikel (zur Linked by Rail 189 - die ist sehr sehr aufwendig zu Bedrucken):


    http://www.stummiforum.de/view…128842&p=1448840#p1448840


    Oder hier zu einer 186 der NS (die Rillen im blauen"Druck" sind bei den letzten Bilder sichtbar - di eLok ist eine Hobby Lok, doch soll und kann auch eine solche gut aussehen (vgl. die Märklin Hobby Modelle der BLS 485 oder auch die 482 der SBB Cargo und die 185 der DB):


    http://www.stummiforum.de/viewtopic.php?f=2&t=129259


    Meine Meinung dazu: Grundsätzlich ist mir die Bedrückung sehr wichtig und ziehe ich Tampondruck vor. Doch wenn ein Modell mit Digitaldruck - der ja bestimmt auch besser wird - erst machbar/zahlbar wird, so kann ich mir das auch vorstellen.

    Gruss Christian


    Meine Fotos; Eisenbahnen (Schwerpunkt Gotthard) und Dampfschiffe: https://www.flickr.com/photos/134896793@N03/ - aktuelles Avatarbild zur Erinnerung an den im Schnee versunkenen Gotthard am 17. April 1999.