SOB, Projekt selbstfahrende Züge

  • Seien wir realistisch; mindestens 60% der Automobilisten kann einen Kreisel nicht korrekt durchfahren, 80% der Automobilisten ist mit der Nutzung der neuen Mehrzweckstreifen überfordert ... ist halt so

  • Seien wir realistisch; mindestens 60% der Automobilisten kann einen Kreisel nicht korrekt durchfahren, 80% der Automobilisten ist mit der Nutzung der neuen Mehrzweckstreifen überfordert ... ist halt so


    Stimmt. Muss ich jetzt beide Unfähigkeiten zusammenzählen oder kann ich das subtrahieren? Je nach dem bin ich zu 20% oder zu 140% "untauglich", schlimm.....


    Beat

  • Sorry Röbi, wenn ich dir nun etwas dezent an den Karren fahren muss, aber Deine Aussagen sind teilweise sehr, sehr - um es mal so zu sagen - mutig. Hast Du je nur einemal einen richtigen Zug selber gefahren? Wohl kaum, denn es scheint mir als hättest du nicht die geringste Ahnung, was es heisst, so ein Ding sicher, komfortabel und obendrauf noch pünktlich (insbesondere bei prekären Bedingungen) zu fahren.


    Die Fortschritte der Automation und Technik sind uns durchaus bekannt - ich erlebe selber tagtäglich, was es heisst, auf einer technisch fast 100-jährigen Anlage (TRN Travers-Buttes) oder mit ETCS auf NBS oder LBS unterwegs zu sein. Aber wie schon Kolegen gesagt haben; Ein Flirt z.B. mag verhältnismässig einfach sein bei gutem Wetter. Nichts desto trotz muss man sich auch hier bewusst sein, was man macht, denn auch mit einem Flirt kann man sich ziemlich schnell "verhauen". Bei schlehctem Wetter, v.a. wenn es rieselt und echt rutschig ist und man kaum Traktion auf die Schiene kriegt, da sind mir ehrlich gesagt BoBo und co lieber, weil man hier noch deutlich mehr selber zu einer schleuderfreien Fahrt beitragen kann oder eben feinfühliger eingreifen kann. Flirt und co sind ehrlich gesagt mühsam bei solchen Verhältnissen - man hört es nur Schleudern, wie Gleitschutz etc eingreifen und der Fahrzeugrechner irgendwas macht. Gerade dadurch verliert das Popometer viel, und wo er in einem Moment noch hält rutscht er im nächsten...


    Nein, ich würde eher sagen, Du unterschätzt unseren Beruf in gewissen Punkten gewaltig.


    Mag sein dass es bei U-Bahnen und co seit Jahren ausgereift geht. Aber man darf keine grundverschiedenen Systeme vergleichen, nämlich ein offenes und geschlossenes System!


    Zum letzten Absatz kann ich teilweise recht geben, es ist so, dass wir alleine schon von der Grundbedienung der Fahrzeuge mehr zum Operateur und Überwacher werden. Aber auch hier ist die volle Aufmerksamtkeit gefragt, insbesondere in Bezug auf unerwartete oder plötzliche äussere Einflüsse.
    Leider gibt es auch Kollegen, die nicht so viel wert auf einen schönen fahrstil legen, es gibt aber auch das Gegenteil - das merkt man ja meist sehr schnell. Auch wenn es lernende systeme gibt und geben wird, gewisse Faktoren unserer Erfahrung und Intuition wird man auch einem Computer nie beibringen können, die da dieser immer nur logische und/oder rationale Entscheidungen fallen kann.

  • Sorry Röbi, wenn ich dir nun etwas dezent an den Karren fahren muss, aber Deine Aussagen sind teilweise sehr, sehr - um es mal so zu sagen - mutig. Hast Du je nur einemal einen richtigen Zug selber gefahren? Wohl kaum, denn es scheint mir als hättest du nicht die geringste Ahnung, was es heisst, so ein Ding sicher, komfortabel und obendrauf noch pünktlich (insbesondere bei prekären Bedingungen) zu fahren.


    Die Fortschritte der Automation und Technik sind uns durchaus bekannt - ich erlebe selber tagtäglich, was es heisst, auf einer technisch fast 100-jährigen Anlage (TRN Travers-Buttes) oder mit ETCS auf NBS oder LBS unterwegs zu sein. Aber wie schon Kolegen gesagt haben; Ein Flirt z.B. mag verhältnismässig einfach sein bei gutem Wetter. Nichts desto trotz muss man sich auch hier bewusst sein, was man macht, denn auch mit einem Flirt kann man sich ziemlich schnell "verhauen". Bei schlehctem Wetter, v.a. wenn es rieselt und echt rutschig ist und man kaum Traktion auf die Schiene kriegt, da sind mir ehrlich gesagt BoBo und co lieber, weil man hier noch deutlich mehr selber zu einer schleuderfreien Fahrt beitragen kann oder eben feinfühliger eingreifen kann. Flirt und co sind ehrlich gesagt mühsam bei solchen Verhältnissen - man hört es nur Schleudern, wie Gleitschutz etc eingreifen und der Fahrzeugrechner irgendwas macht. Gerade dadurch verliert das Popometer viel, und wo er in einem Moment noch hält rutscht er im nächsten...


    Nein, ich würde eher sagen, Du unterschätzt unseren Beruf in gewissen Punkten gewaltig.


    Adrian, ich bin noch nie einen richtigen Zug gefahren (darf ich ja nicht). Trotzdem glaube ich nicht, dass ich euren Beruf unterschätze, denn ich interessiere mich seit eh und je für die Technik, für Fahrzeuge, für die Bahn, für die Physik und für die Regelungstechnik und Automation. Zudem glaube ich sagen zu dürfen, dass ich ein guter und aufmerksamer Beobachter bin.


    Ich glaube aber eher, dass du die heutigen Möglichkeiten der Automation und der Regelungstechnik sehr, sehr - um es mal so zu sagen - unterschätzest.


    Das Landen eines 300 Tonnen schweren Verkehrsflugzeuges mit starkem und böigem Seitenwind nachts bei Schneegestöber auf einer für das entsprechende Flugzeug grenzwertig kurzen Piste ist ohne das Zutun von Piloten heute zuverlässig möglich. Dann muss mir doch niemand erzählen, dass das automatisierte Fahren eines Zuges (auch bei widerlichen Bedingungen) nicht möglich sein soll.


    Ich meine nicht, dass man bei exitierenden FLIRTs (oder ähnlichen Zügen) schnell, schnell ein Automatik-Kästchen einbaut, dieses an die bestehende Fahr-Elektronik anschliesst, fertig ist und der Zug fährt automatisch. Nein, so einfach ist das nicht. Es braucht entweder Züge, die für einen Automatik-Betrieb gefertig werden oder aufwändige Umrüstungen von existierenden Zügen. Zudem braucht es umfangreiche Anpassungen an die Infrastruktur für einen sicheren und zuverlässigen Daten-Austausch zwischen den Zügen und den stationären Komponenten der Automatik, sowie genaue Positions-Erkennungs-Systeme. Aber das wird kommen, und das wird niemand stoppen können.


    Ich wette mit dir ein Einfamilienhäuschen *), dass in dreissig Jahren selbstfahrende Züge (wahrscheinlich mit Begleitung) auch in offenen Bahnsystemen eine Selbstverständlichkeit sein werden. Diese Wette kannst du ruhig eingehen, denn in dreissig Jahren - falls ich dann noch lebe - bin ich 98-jährig, vermutlich blind, lahm und dement, und brauche dann kein Einfamilienhäuschen mehr.



    *) H0 von Faller

  • Hallo zusammen

    Teddy, dass selbstfahrende Autos irgend einmal technisch möglich sind - mag sein (ob es wirklich so bald kommen wird, wage ich zu bezweifeln. Schon aus rechtlichen Gründen). Aber es wird durch diese technikgläubigen Zukunftsturbos immer ausgeblendet, dass nicht wenige Autofahrer GERN selber fahren. Nie würde ich mir das Selbstfahren nehmen lassen (was sollte ich denn sonst in dieser Zeit während der Fahrt tun? Däumchen drehen?) Tatsache ist: wenn man sich nicht dem Verkehrsgeschehen widmet und zum Fenster hinausschaut, wird es den meisten Menschen kotzübel. Ich muss immer grinsen, wenn weltfremde Theoretiker schreiben, dass man statt steuern während dieser Zeit die Steuererklärung ausfüllen könnte - oder sonst irgend was Gescheites tun.


    Selbstfahrende Züge in offenen Systemen? Hm, ich neige auch hier, den Vorbehalten der beiden Adrians zuzustimmen. Ganz so einfach wird es nicht zu schaffen sein... :evil:

    Wir fahren seit ein paar Monaten ein neues Auto, das könnte wenn wir denn das gewollt hätten automatisch im Stau fahren oder bis 140km/h den Abstand automatisch halten. Andere Typen/Marken könnten noch weit mehr - ein anderer Typ des gleichen Herstellers kann den Abstand bis 210km/h halten. Wir haben das nicht gewählt, brauchen das nicht und haben gerade auch mit dem Zukunftsblick wie Roger Freude am Fahren und wollen das auch so bewahren...
    Das war noch nicht so wichtig fürs Thema - allerdings gibt es in den einschlägigen Foren dazu schon Fragen, wie sich dieses System heute, welches in den Augen einiger eben mit bis zu 140km/h zu wenig kann, umcodieren lässt. Das macht mir Sorgen - Autofahrer, die sich ihr halb selbstfahrendes Auto selbst zusammen programmieren.


    Mit dem Eisenbahnverkehr halte ich es genau wie die Lokführer hier - ich als Kunde will nicht in einem Führerlosen Zug mitfahren, brauche das nicht und verstehe überhaupt nicht, warum de facto staatliche Unternehmen gerade dieses Thema so vorantreiben und Arbeitsplätze mit kompliziertester Technik rationalisieren wollen, dabei auch sehr viel Image und positive Nebeneffekte gleich mit wegrationalisieren (Post mit dem selbstfahrenden Postauto, hier die SOB, bei uns in der Regio die BL-Regierung, die jetzt seit neuestem die WB automatisch fahren lassen will).
    Bei einem Forschungsgedanke im Hintergrund könnte ich das noch halbwegs nachvollziehen, bei "lediglich" Effizienzsteigerung nicht. Ich kann beim besten Willen nicht Nachvollziehen, wie das einmal wirtschaftlicher sein soll. Wenn wir Aspekte der sozialen Marktwirtschaft einbeziehen - nicht Planwirtschaft mit Kommunismus - dann geht das aus meiner Sicht niemals auf. Ja, ich frage mich auch, ob eigentlich "wir" als Besitzer der SBB da nicht mitzureden hätten (das ist nur moralisch gedacht).
    Auch gehe ich davon aus, dass eine grosse Zahl der Bevölkerung das ebenfalls nicht will. Effizienz geht auch an anderen Orten (z.B. Lean Management im Büro).


    Zur WB: Bin nicht mehr überall dabei und glücklich im Kt. Solothurn zu wohnen. Aber was da mit der WB "abgeht" ist zumindest äussert sonderbar: Umspuren von 75cm auf 1m (Auch ein Hintergrund sind günstigere Fahrzeugbeschaffungen), Abschaffung des Dampfzuges (Der Verein ist mittlerweile aufgelöst - eine Zukunft für die G. Thommen nicht in Sicht) und nun die Meldung, die WB automatisch fahren lassen zu wollen. Der Kanton hat aber eine extrem leere Kasse... Die Bedingungen für eine Automation der WB sind sicher besser als zu Zeiten, wo sie noch auf der Strasse fuhr, doch erachte ich sie immer noch als sehr ungünstig. Ausser man baut z.B. einen Glastunnel über die ganze Strecke...
    Für mich nur noch ei Trauerspiel - werde den Gedanken nicht los, dass hier so geplant wird, dass der Bund die Hauptlast der Kosten trägt - bei vielleicht leicht teureren 75cm GTW oder Tango (um bei Stadler zu bleiben) blieben womöglich die Kosten beim Kanton...


    Im übrigen, bei einer Metro sehe ich das auch anders und die Automation eine gute Lösung - deren Strecke ist jedoch sehr gut abgeschottet von den diversesten Einflüssen.

    Gruss Christian


    Meine Fotos; Eisenbahnen (Schwerpunkt Gotthard) und Dampfschiffe: https://www.flickr.com/photos/134896793@N03/ - aktuelles Avatarbild zur Erinnerung an den im Schnee versunkenen Gotthard am 17. April 1999.

  • Abstandhalter und Spurhalteassistenten sind bei LKWs seit 10 Jahren üblich und seit etwa zwei Jahren auch in der Schweiz Pflicht. Auch ich fahre gerne mit LKWs auf der Strasse rum und versuche ein guter Fahrer zu sein (ob ich es auch bin lasse ich andere beurteilen). Ich weiss aber auch, dass ich einem Abstandhalter mein Leben verdanke. Weil ich nicht bzw. zu spät realisiert habe, dass der Vordermann nicht mit 80 sondern nur mit 20 km/h unterwegs war auf der Autobahn. Der Abstandhalter war wach und tat seine Arbeit.


    Zum Thema meine Kinder und Autofahren: Für das Geld das ich damals investieren musste um die PW, LKW und Anhängerprüfung zu machen bekommen meine Jungs nicht mal mehr den PW-Ausweis. Das hat dazu geführt dass nur noch etwa die Hälfte der heute 25-Jährigen die Prüfung gemacht haben (als ich 25 war waren es noch 98% mit Prüfung). Aus der Sicht der Autoindustrie ist das verheerend, denn es sind die Kunden von morgen - oder eben die Nicht-Kunden. Die Autoindustrie ist also gut beraten die potenziellen Kunden auch zu reellen Kunden zu machen. Wenn sie aber nicht selbst fahren können braucht es Alternativen. Die Autoindustrie ist eine Industrie mit der sich rund 100 Jahre lang gutes Geld hat verdienen lassen. Wenn das so bleiben soll müssen also die Kosten für das Auto-Billet massiv gesenkt werden. Das autonom fahrende Auto als mögliche Lösung wird kräftig erforscht und es wird auch richtig Geld investiert.


    Egal ob Flugzeug, Zug oder Bus, das Billet kostet bei weitem weniger als beim (konventionellen) Auto. Der Spardruck bei Piloten, Lokführern und Bus-Chauffeuren ist entsprechend bei weitem nicht so gross. Entsprechend wird es auch noch eine ganze Weile dauern bis das Realität wird. Ich bin überzeugt, dass sich ein heute 20-Jähriger zum Lokführer ausbilden lassen kann und noch ordentlich in diesem Beruf pensioniert wird. Ich bin aber auch überzeugt, dass die Mehrheit meiner Junioren die Autoprüfung nie machen wird.


    Gruss
    Teddy
    _________________
    Wohnraum TV zu Besuch bei mir

  • Einen Schritt in Richtung automatisierte Fahrzeuge gehen die Jungfraubahnen. Die Pistenfahrzeuge brauchen nur noch einen Fahrer um das Fahrzeug zu überwachen, es findet den Weg selbst und ist effizienter als der Mensch. Bezeichnenderweise kommt Technologie die auf den Feldern bereits durch Landwirtschaftsfahrzeuge erprobt ist zur Anwendung.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Die SBB entzieht sich nicht mehr dem Thema führerlose Züge und startet eine Studie zu einem entsprechenden Pilotprojekt zwischen Neuenburg und La Chaux de Fonds.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


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