Eine Dampflok auf der ChRB? Geht nicht, gibt’s nicht!

  • Teil 1
    Endlich war es soweit, die Direktion der ChRB hat mir am Mittwoch die lang ersehnte Lizenz für gelegentliche Nostalgiefahrten mit einer Dampflok (!) auf ihren Gleisen definitiv erteilt, eine Variante, die sich so ganz und gar nicht mit der Philosophie der ChRB zu vertragen scheint. Dort wird ja bekanntlich die Fahrspannung direkt von der Fahrleitung abgenommen, was den Betrieb von Dampf- und Dieselloks unmöglich zu machen scheint.
    Doch gemach: Wie Beat kürzlich in diesem Thread berichtete, gibt es durchaus andere Möglichkeiten der Energieversorgung, die den Vorteil bieten, Fahrzeuge unabhängig vom jeweils verwendeten System verkehren zu lassen.
    Nach diesem erhellenden Bericht hatte ich mein mein Projekt „Dampflok auf der ChRB“ begonnen, die Schlepptenderlok BR 38 von Piko, die ich schon vor einiger Zeit für 99 Euro bei ebay erstanden habe, auf Akkubetrieb umzubauen. Es handelt sich um ein betagtes aber gut erhaltenes Modell aus Vor-Wende-Zeiten, noch made in GDR, das später von seinem Vorbesitzer auf Faulhaberantrieb umgebaut wurde. Zwar war die Lok-Tender Verbindung abgebrochen, das passende Ersatzteil lag aber bei und liess sich einfach austauschen. Auch die Zurüstteile erwiesen sich als unangetastet und komplett.



    Aus dem Tender entfernte ich zunächst Glühbirne, Drosseln und Kondensator. Dann wurden Getriebe und Radlager abgeschmiert, die Anschlusskabel an den Motor gelötet und diese nach hinten heraus geleitet.



    Danach kam die Lok an die Reihe, die bremsenden Schleifkontakte von den Rädern wurden nur weggebogen und Radlager sowie die beweglichen Teile der Steuerung geölt. Nach dem Zusammenbau liessen sich die Räder sauber und leicht bewegen. Ein erster Fahrversuch mit geregeltem Gleichstrom zeigte, dass die kleine Lok seidenweich läuft und sich mit Fahrzeugen aus moderner Produktion zumindest bezüglich ihres Antriebs durchaus messen kann. Bei 1,6 Volt setzt sich der Motor in Bewegung, bei 10 Volt zeigt das Amperemeter im Leerlauf gerade mal 100 mA an.



    Im zweiten Arbeitsgang wird es um die Energieversorgung und die Funkfernsteuerung gehen. Hier hatte ich erfreulicherweise logistische Unterstützung und Beratung durch Beat, der mir aufgrund seiner eigenen Erfahrungen für die Stromversorgung zu einem Akkupaket mit 12 X NiMH Akkus mit möglichst hoher Kapazität riet, es wird ein System mit 14,4 Volt Nennspannung und 2700 mAh. Beat informierte mich auch über die Komponenten der Fernsteuerung von Pete Spoerer aus GB. Diese sind offenbar weiterentwickelt worden, so dass ich mich nach ihrem Eintreffen zunächst damit vertraut machen muss.


    Soviel für heute, wie es weitergeht, berichte ich dann im zweiten Teil.

  • Wow! ein exklusiver, 'M. Borowski'-Umbaubericht hier im MoBa-Forum! Welche Ehre, dass Du diese interessante Arbeit hier vorstellst. Gespannt verfolgen wir nun, wie Du eine Dampflok auf die ChRB bringst. Viel Platz bleibt da wahrlich nicht für die Akkus und den Sender. Kannst Du den Kessel dazu nutzen oder ist ein Geisterwagen unabdingbar?

    Gruss Roger


    95 von 121 grünen Ae 6/6


    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • ich hab schon verstanden ;) , lieber Roger, aber ich denke, dass das Interesse an Spur 0 - Umbauten in diesem Forum ebenso wie in der LOKI nicht ganz so ausgeprägt ist, wie in einem regulären Spur 0 Forum oder auch im Nachbarforum. Umso mehr nutze ich natürlich gerne die Gelegenheit, hier zu berichten, wenn ich denn schon mal etwas in H0 mache, was nach meinem Spurwechsel naturgemäss seltener vorkommt.


    Ja, die räumliche Beschränkung bei der Platzierung der Akkus ist in der Tat relevant, deswegen wird es nicht ohne einen mit "geballter Energie" gefüllten Begleitwagen gehen. Darin sehe ich aber kein grösseres Problem, solange die Optik des Zuges nicht gestört wird. Es wird wohl ein geschlossener Güterwagen (z. B. "Dresden") werden, der über zwei Micro-Steckkontakte verbunden wird, alles Weitere dazu aber dann im zweiten Teil.

  • ich hab schon verstanden, lieber Roger,

    Hoppla, Michael, nicht dass in meine Aussage etwas hineininterpretiert wird. Ich schrieb ganz ohne Hintergedanken. Ich finde es tatsächlich ehrenvoll, wenn Du hier berichtest. Dass Du Beiträge in Spur 0 andernorts veröffentlichst, wo das Interesse am Grössten ist, ist ja klar. Es war höchstens eine Anspielung darauf, dass ich Deine Berichte bisher in der 'Loki' las, wo sie veröffentlicht wurden. Mein Stolz war ganz aufrichtig gemeint. :)


    Aha, ich vermutete schon, dass die Technik nicht in der Lok Platz hat. Achte einfach darauf, dass auch der Wagen die Zulassung der ChRB erhält... sonst war der ganze Umbau für die Katz! :D

    Gruss Roger


    95 von 121 grünen Ae 6/6


    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Achte einfach darauf, dass auch der Wagen die Zulassung der ChRB erhält... sonst war der ganze Umbau für die Katz!

    Sollte mir einer der massgeblichen Herren die Zulassung für die ChRB wieder entziehen, müsste ich halt an einen anderen Ort ausweichen, ach ja, war da nicht irgendwas mit Öl oder so ? :D :D :D

  • Sollte mir einer der massgeblichen Herren die Zulassung für die ChRB wieder entziehen


    Nix da entziehen. Dass wir uns richtig verstehen: Die Zulassung zur ChRB-Historic ist erteilt und wird mitnichten entzogen. Diese Zulassung berechtigt zu Sonderfahrten mit jeweils zwei qualifizierten Lokführern auf dem gesamten Netz der ChRB. Einer der Lokführer, der auch streckenkundig ist, wird selbstverständlich von der ChRB-Historic gestellt.


    Falls eine Zulassung für reguläre Fahrten der ChRB angestrebt wird, müsste das Fahrzeug natürlich mit RTCS Level II ausgerüstet werden.

  • Diese Zulassung berechtigt zu Sonderfahrten mit jeweils zwei qualifizierten Lokführern auf dem gesamten Netz der ChRB.

    Ich kann nur hoffen, dass eingewisser Herr Speck, der sich immer mal wieder auf dem Gelände der ChRB wichtig tut, die Sache nicht in letzter Minute hintertreibt.


    Falls eine Zulassung für reguläre Fahrten der ChRB angestrebt wird, müsste das Fahrzeug natürlich mit RTCS Level II ausgerüstet werden.

    Das lieber Röbi wäre dann eine interessante Weiterentwicklung des Projektes, für die aber zunächst eine Möglichkeit gefunden werden muss, die Information eines stationären Decoders direkt zum Transmitter zu leiten, der sie dann drahtlos an den Empfänger in der Lok sendet. Da ist noch eine Menge Brainstorming gefragt ;)

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  • Ich kann nur hoffen, dass eingewisser Herr Speck, der sich immer mal wieder auf dem Gelände der ChRB wichtig tut, die Sache nicht in letzter Minute hintertreibt.


    So wie ich den einschätze, hast du von ihm nichts zu befürchten. Ich habe gehört, dass er für diese Sonderfahrten sehnlichst den Posten als Lokführer der ChRB-Historic sucht (streckenkundig ist er ja), weil er unbedingt mal mit einer BR 38 fahren möchte.

  • (streckenkundig ist er ja), weil er unbedingt mal mit einer BR 38 fahren möchte.

    Ob der alleinige Wille, mit einer 38er fahren zu wollen, ausreicht, bezweifle ich. Meine Bedenken, ihm dies Lok anzuvertrauen, fussen auf den bekannten charakterlichen Defiziten seitens Speck, zudem fürchte ich, dass er sich als Heizer seines Vasallen, des faulen Fettsackes bedient, um Himmels Willen, meine arme Lok.
    Nein Röbi, ich muss schon auf eine professionelle Aufsicht im Führerstand durch einen erfahrenen Lokführer bestehen, ich dachte da an den Herrn mit gewöhnlich gelb-güldenem Fusskleid :phat:

  • zudem fürchte ich, dass er sich als Heizer seines Vasallen, des faulen Fettsackes bedient


    Der Fettsack und arbeiten? Kannst du grad vergessen. Immer wenn's nach Arbeit riecht, verschlauft der sich. Wir müssen nur dafür besorgt sein, dass er sich nicht als Kühlerfigur auf der 38-er in Szene zu setzen versucht.

  • Wenige Tage nach der Bestellung bei Pete Spoerer sind die elektronischen Komponenten aus England eingetroffen, ein Handsender (OMNI-2.1), ein Empfänger (OMNI- R2) und ein zur Regulierung der Geschwindigkeit erforderlicher „Speed controler“.



    Kalibrierung
    Sender und Empfänger müssen einmalig aufeinander abgestimmt werden. Obwohl eigentlich erst vor der eigentlichen Inbetriebnahme erforderlich, habe ich diesen Vorgang aus Neugier schon mal vorab mittels Labornetzgerät und externem Faulhabermotor vollzogen.
    Dazu wird der Sender eingeschaltet, anschließend der Empfänger mit Spannung versorgt. Es blinken eine rote und eine grüne LED, innert zweier Sekunden muss nun der stufenlose Regler bis zum Anschlag nach rechts (vorwärts) aufgedreht und sofort wieder in Mittelstellung zurückgedreht werden. Anschliessend wird derselbe Vorgang mit der linken Drehrichtung wiederholt (rückwärts), am Ende landet der Drehknopf wieder in der Mitte. Wenn der Empfänger dann abgeschaltet wird, merkt er sich die hinterlegte Konfiguration.




    Raumnot
    12 AA (Mignonzellen) fordern ihren räumlichen aber auch gewichtigen Tribut, was für den Massstab H0 nicht ganz unproblematisch ist. Selbst in einen Reisezug-Gepäckwagen mit einer LüP von 26 Zentimetern reicht der Platz für die Akkus plus Funkempfänger leider nicht aus. Als Konsequenz daraus ergibt sich die Unterbringung der Empfangselektronik in einem weiteren geschlossenen Güterwagen. Sollte bei einer realen Kapazität von 2200 mAh und einem durchschnittlichen Stromverbrauch von 400 mA die theoretisch errechnete aber eigentlich überdimensionierte Fahrzeit von mehr als fünf Stunden erreicht werden, wäre der Einsatz von platzsparenden AAA Zellen in Erwägung zu ziehen, um damit Akkus und Elektronik in einem einzigen Wagen unterzubringen. Diesbezüglich bin ich gespannt auf den Bericht von Beat, der seinen Muni mit AAA Micro-Zellen versorgen wird.


    Versorgungswagen
    Die gesamte Zugkomposition besteht aus der führenden Lok, dem daran gekuppelten „Funkwagen“ mit der Empfangselektronik und dem abschliessenden Akkuwagen.
    Der Akkuwagen trägt vier Akkupakete mit jeweils drei Akkus, die ich an den Lötfahnen verbunden und zwecks Isolierung durch zugeschnittene Stücke Polyimid-Folie (Kapton) voneinander getrennt habe. Die Aussparung der Grundplatte des Wagens hinter dem ersten Akkupack nutzte ich zur Montage des Schiebeschalters, der den Pluspol des Akku wahlweise auf den Motor oder die Ladebuchse, die sich neben dem Schalter befindet, weiterleitet. Hier sitzt auch die Halterung für die in die Plusleitung eingeschleifte Feinsicherung. Dagegen ist der Minusanschluss mit einem Motoranschluss und dem Minus der Ladebuchse dauerhaft verbunden. Der Motor zieht im Stresstest maximal 600 mA, der Ladestrom für die Akkus soll aber ca. 1,2 Ampere ( knapp 1/2 C) betragen. Die Feinsicherung in der Plusleitung der Akkus habe ich deshalb mit 1,6 Ampere bemessen.
    Beim Funkwagen handelt es sich um einen kurzen Güterwagen, in den die Empfangsplatine diagonal eingesetzt wurde, so dass der Speed controller teilweise darunter geschoben werden konnte. Die Steckverbindungen werden in Aussparungen an den Stirnseiten des Funkwagens oberhalb der Kupplungen eingeführt und auf diese Weise verborgen.




    Gefahr in Verzug
    Dabei geht es weniger um das eher schädliche Vermeiden einer Tiefenentladung, deren Grenzwert für NiMH- Akkus bei 1 Volt pro Zelle, in diesem Fall also bei 12 Volt liegt. Auch jegliches „Überladen“ ist natürlich zu vermeiden, wofür eine zeitgemässe Ladetechnik in der Regel zuverlässig sorgt. Potenziell richtig gefährlich sind aber die sehr hohen Stromstärken, wie sie moderne Akkus zumindest kurzfristig zur Verfügung stellen können, weswegen beim Umgang zwingend besondere Sorgfalt erforderlich ist. Bei einem Kurzschluss erwärmt sich oder schmilzt nicht etwa die Kabelisolierung, nein, ehe man sich versieht brennt - sofern man Glück hat - nur diese.
    Um beim Verbinden der Wagen/Lok mit den zweipoligen Steckverbindungen Fehlanschlüsse und Verpolung zu verhindern, sind am (mittleren) Funkwagen an beiden Seiten unterschiedliche Aufnahmen montiert, also einerseits Stecker, andrerseits Buchse. Den Akkuwagen, der dagegen nur an einer Seite einen Ausgang hat, habe ich mit isolierter Buchse anstatt mit frei liegenden Pins eines Steckers bestückt, damit allfällige Berührungen von Metall bei versehentlich eingeschalteten Akkus nicht zum Kurzschluss führen. Als zusätzliche unmissverständliche Absicherung habe ich beide Steckverbindungen in geschlossenem Zustand auf einer Seite mit rotem Nagellack markiert.




    Mein Fazit
    Geht man mit dem notwendigen Respekt an die Sache heran, dann ist die Energieversorgung mit Akkus für bestimmte Zwecke wie z.B. und universellen Einsatz wirklich eine interessante Alternative. Nochmals mein Dank an Beat für die Idee und die logistische Hilfestellung :thumbup:


    Nachdem auch die Verhandlungen mit den Gesellschaftern der ChRB über die temporäre Nutzung ihres Streckennetzes bereits erfolgreich abgeschlossen sind, steht der geplanten Jungfernfahrt nichts mehr im Wege.

    Ach ja, a
    uf meinem Schreibtisch fährt sie schon :D


    RSOaDYwd9uY

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  • Michael, das tönt spannend und vielversprechend. Bei der ChRB freut man sich schon auf die 38-er, denn bekanntlich ist das dort ja nicht etwas Alltägliches.


    Leider ist das Video privat. Du müsstest es mindestens auf "unlisted" ändern, damit wir uns das anschauen können.

  • Das Batteriepaket ist in der Tat etwas platzraubend. Versteckt ist es absolut zweckmässig.


    Lässt sich die Regelung noch anpassen? Die Lok beschleunigt wie ein Porsche und weniger wie eine Dampflok. ;) Möglicherweise ein spezifisches Problem des Faulhaber Motor? Durch Beat habe ich erfahren, dass sich der HAG Motor in seiner Ae 8/8 besser regeln lässt als der vorgängig eingebaute Faulhabermotor.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Erwin, der linke Drehregler auf dem Handgerät ermöglicht die Einstellung der Massensimulation, damit lässt sich die Lok dann auch wunderbar weich fahren. Auf dem Video habe ich ihn bewusst zurückgedreht, weil mir der Zug ansonsten auf dem kurzen Stück ausser Kontrolle geraten wäre, was bei der nicht dokumentierten Probefahrt beinahe zum Absturz geführt hätte.
    Genau Röbi, ich wollte natürlich auch eine rasante, wenn auch kurze Fahrt demonstrieren ;)

  • Michael,


    Denk an Oski, überall ein Geländer dran und es passiert nichts und alles ist sicher. :D

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Denk an Oski, überall ein Geländer dran und es passiert nichts und alles ist sicher.

    Hab ja nochmal Glück gehabt :thumbup:

    Durch Beat habe ich erfahren, dass sich der HAG Motor in seiner Ae 8/8 besser regeln lässt als der vorgängig eingebaute Faulhabermotor.

    Ich hatte mich für den Faulhaber entschieden, weil er den Ruf hat, recht sparsam zu sein.

  • Der geringe Stromverbrauch des Faulhabers war auch der Grund warum Beat diesen Motor wählte. Wie im dortigen Bericht bereits erwähnt, gab dieser recht bald den Geist auf, bzw. das Getriebe hat sich komplett abgerieben.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.