Antrieb leise (geräuschlos)

  • Guten Tag in die Runde,


    Seit längerer Zeit befasse ich mich mit den Utz-Fama-Antrieben, die
    bekanntlich wegen den Stirnrädern trotz Fetteinsatz laut sind.


    Die Lösung mittels O-Ringen wird von einigen Modellbahnern abgelehnt,
    weil das Modell im unteren Geschwindigkeitsbereich ruckelt,
    insbesondere nach Stillstand. Bin dann dem Problem nachgegangen und
    habe die Ursache beim Rückerinnerungsvermögen der
    Nitril-Butadien-Mischung der O-Ringe gefunden.


    Das heisst, dass ein O-Ring mit Stärke von >2 mm die Form der beiden
    Riemenscheiben annimmt und erst nach einigen Umdrehungen die Form
    wieder "vergisst".


    Die Lösung besteht
    darin, dass bei einer Stärke von kleiner 1,5 mm dieses
    Rückerinnerungsvermögen nicht zum Tragen kommt, die Schnur ist
    einfach zu dünn. Für den Antrieb mit der enormen Untersetzung ist
    diese Schnurdicke genügend. Habe das probiert, etwas Haftvermittler
    auf die Riemenscheiben gepinselt und bin gefahren, total leise - und
    kein Verlust bei der Zugleistung, auch bei Zahnstrecke.


    Die Riemenscheiben
    habe ich auf der Drehbank aus Messing-Rundstäben gefertigt, am Motor 5,9
    mm und an der Welle 10,1 mm. Das ergibt ein angenehmes
    Untersetzungsverhältnis, auch für Rangierbetrieb. Für die endlose
    Pröblerei mit X O-Ringtypen habe ich eine Maquette

    gebastelt,
    mit der ich ohne Aufwand das Fahrverhalten erproben konnte.



    Beste Grüsse
    Vincenz



  • Hallo Vincenz


    Deine Lösung entspricht weitgehend derjenigen, welche auch die Firma AlpinLine mal gewählt hat. Sie hat einen grossen Nachteil: Aufgrund der Lagerung wird der Motor axial belastet - das Leben des Motors wird dadurch massiv verkürzt. Ich habe dies selbst erlebt bei der Betreuung einer Austellungsanlage - die Motoren waren nach kurzer Zeit gleich reihenweise defekt. Bei privatem Einsatz wird man davon vermutlich nicht viel merken, die Laufleistung ist zu gering.


    Gruss


    Christian

  • Hallo Christian,
    Dies habe ich bei meiner Konstruktion berücksichtigt, es besteht ein minimaler Zug auf der Motorachse, dank des Haftvermittlers braucht es nur geringen Andruck. Hat sich auf meiner Anlage bestens bewährt. So viel ich weiss, hatte Alpineline einen Zahnriemen mit wenig Elastizität, dies ist bei den Nitrilkautschuk - Fäden nicht der Fall.
    Grüsse
    Vincenz

  • Ich finde es bewundernswert, wenn Modellbahner sich eigene Konstruktionen ausdenken, umsetzen - und es wie gedacht funktioniert. So hat Vincenz ein (offenbar bereits durch Firmen angewandtes) Antriebsprinzip verbessert und für seine Zwecke geeignetes Verhalten weiterentwickelt. Und freundlicherweise zeigt er uns seine Lösung und Vorgehensweise. Genau solche Beiträge sind für ein Modellbau-Bahnforum wertvoll. Herzlichen Dank für den Blick hinter die Kulissen. :thumbsup:

    Gruss Roger


    95 von 121 grünen Ae 6/6


    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • schade, stammt der Antrieb vom Roco H0 Modell Krokodil OBB BR-1189 von original-Roco und nicht von Vincenz. Dann wäre es heute bestimmt noch etwas besser.


    Allerdings, das nun etwas betagte H0-Modell stammt von ca. 1979 ist also 38 Jahre alt und in der ganzen Zeit kaum je gelaufen. Dies dürfte das grösste Handicap sein. Wäre die Lok jeden Tag gelaufen, wäre der Gummi auch als Roco-Lok elastisch und vor allem rund geblieben. Holt man es aus der Vitrine für eine Fitness-Fahrt, wie es die SBB nennt, so läuft es noch ganz gut :), selbst im unteren Geschwindigkeitsbereich. Aber wie richtig, nämlich schaukelnd. Der Roco Motor scheint die Spannkraft vom reichlich dicken Gummi gut auszuhalten. Bei der Roco H0 OBB 1189 ist nicht die zu grosse Spannkraft das Problem sondern eher leicht umgekehrt, wenn sich der oval verformte Gummi gerade in den Mitten seines Ovals befindet, spannt es einen kurzen Moment kaum noch. Wie länger man fährt, um so mehr wechselt der alte Gummi wieder von oval zu rund zurück. Bis die Lok für lange Zeit wieder in der Vitrine schmoren muss.


    Gruss
    Hermann

    Analog ist cool:)

  • Danke Hermann,


    jetzt ist mir auch klar, wieso das Kroki der ÖBB so furchtbar eiert! :hail:


    Also lass ich das Ding in der Vitrine!

    Ich habe eigentlich nichts gegen Anwälte, aber einen mag ich gar nicht, aber irren ist menschlich!




    Grüsse


    Fredy

  • lieber Fredy,
    anderst, als wenn an der Lok Zahnräder, Getriebeteile, Lager etc defekt sind, deren Neubesorgung oftmals aufwändiger u. teurer kommt, als die GANZE Lok auf einer Börse, ist an Deiner Lok im Grunde genommen gar nichts "schlimmes" defekt. "Einfach" ein neuer Gummi besorgen und das OBB Krokodil 1189 läuft wieder wie neu...


    Die Kunst ist halt, den passenden "Riemen" zu finden. Wenn Roco dieses Verschleissteil als AKTUELLES Ersazteil führt, ist alles gut :) . Wenn der Roco-Händler dieses Teil noch besorgen kann, aber der gesuchte Gummi vor 35 Jahren produziert oder dazugekauft wurde, so dürfte sich die Freude in Grenzen halten. Seine Elastizität lose in einer Tüte wird zwar - viel - besser sein, als aufgespannt an der Motorwelle einer Vitrinen-Lok, aber altern tun Ersatzteile so oder so.

    So ist mir beim Tauchen vor einigen Jahren eine teure Nikon RS Kamera abgesoffen. Die Kamera wurde ganz nach Vorschrift gewartet. In Elgg hatte Nikon damals noch eine Schweizer-Vertretung. Die RS wurde kaum verkauft, und die Digitalisierung war mehr als nur ein kurzer Trend... Nikon hatte daher keine aktuellen RS Ersatzteile mehr produzieren lassen. Resultat: die frisch reparierte Kamera war nach dem Service schlechter als vorher! Da Nikon für diesen Kamera-Typ sehr weitreichende Garantien abgab, welche sie nicht einhalten konnten(!), wurde in einer Nacht und Nebelaktion die RS-Produktion gestoppt, RS-Ersatzteile- u. Vekauf untersagt. All das primär wegen ein paar lumpigen Gummidichtungen und sekundär wegen sich in Rauch auflösende Elektronik-Platinen. Für die fehlerhaften Platinen wurde schnell mal eine Lösung gefunden. Für die Gummis fanden sie keine Lösung. Einen (feinen) Gummi zu finden, welcher eine ca. 10 Kilo schwere Kamera gleichermassen in 0,5 Meter dichtet wie auch noch in 80 Meter und überall dazwischen, in Salzwasser und Süsswasser, in Eiswasser und bei 31 Grad "heissem" Wasser, ist nicht so einfach. Es wurde in der Taucherszene nicht so richtig verstanden, dass Nikon fähig ist, als 1. Hersteller überhaupt, ein taugliches UW-zoom Objektiv herzustellen, und ein einwandfreier UW-Autofokus was im UW-Bereich bisher als unmöglich galt. Und dann scheitert das Ganze bereits nach wenigen Jahren wegen mangelhaft ausgeführter Dichtung.


    Gruss
    Hermann

    Analog ist cool:)

  • Liebr Hermann,



    du hast ja vollkommen recht, das mit dem zu alten Gummi! :rofl:


    Stell dir vor, das habe sogar ich gemerkt, denn ich habe den Gummi ausgewechselt, aber der war verm. alt und darum eiert die Lok halt immer noch! :modo:

    Ich habe eigentlich nichts gegen Anwälte, aber einen mag ich gar nicht, aber irren ist menschlich!




    Grüsse


    Fredy

  • Vielleicht helfen bei diesem Problem hochwertigere O-Ringe weiter. Solche aus FKM als Handelsname unter Viton bekannt oder Silikon O-Ringe, chemische Bezeichnung VMQ. Erhältlich zum Beispiel bei Angst + Pfister, Kubotech und weiteren Firmen.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Hallo Erwin,
    Die in meinen Modellen verwendeten Ringe sind aus Nitilkautschuk. Bei Lichtabschluss, was ja der Fall ist, eine äusserst langsame Alterung und in der von mir beschriebenen Fadenstärke keine Rückerinnerung.
    Gruss
    Vincenz

  • Für Interessenten noch die Details:
    O-Ring Nitril, 70 Sh A schwarz, Durchm. 16,00 x 1,50 mm, Lieferant NT K+D AG, Fabrikweg 10, CH-8640 Hombrechtikon
    Art. 01600.0150N70S
    info@ntkd.ch oder www.ntkd.ch