BLS Re 4/4 193 Steg (DCC Umbau)

  • Vor kurzem arbeitete ich an einem Samstag in Olten und anstatt den Heimweg auf kurzem Weg anzutreten liess ich es mir nicht nehmen HEMA zu Besuchen. Die Vitrinen bei Markus waren mit vielen schönen Modellen gefüllt. An einer BLS Re 4/4 blieb ich hängen und da der Preis zum Modell fair gestaltet war, habe ich die Lok nach einer Probefahrt auf dem Testoval trotz auffälligem Antriebsmanko eingetütet. Die Arbeit habe ich für die kommende Moba-Saison geplant. Der Sommer gibt vollgas und so hab ich den Schatten im Hobbyraum vorgezogen und die Revision der Lok angegangen.
    Als erstes war ich über das Antriebskonzept der Limalok mit Mittelmotor doch angenehm überrascht. Hier eine kleine Übersicht mit den Umbaumassnahmen:
    - zerlegen der Maschine
    - reinigen des Antriebes und Ausbau des Motors
    - Radschleifer Kontaktpunkte verbessern und beschädigte Haltepunkte reparieren
    - Print zum digitalisieren fräsen und AUX 3 / 4 mittels Transistoren aktivieren
    - Lok montieren, Zurüstteile montieren
    - Inbetriebsetzen der Lok
    - Altern der Lok


    Zerlegen der Lok
    Nach dem abziehen der Puffer und dem spreizen des Gehäuses offenbart die Lok ihre inneren Werte. Die Anschlussdrähte der Drehgestelle und die Motoreneinspeisung habe ich kurzerhand abgelötet. Als nächstes habe ich den Print vom Chassis gelöst und das Chassis innen inspizieren können.


    Fahrwerk
    Die Drehgestelle können nach der demontage der Bahnräumer ausgeklipst werden. Die Federstahldrähte der Stromabnahme sind mit Kunststoffgewinde und
    Kabelschuhen versehen. Die spuren von unsauberer Spannungsaufnahme
    sprachen eine eindeutige Sprache und mussten rigoros angegangen werden.
    Die Drehgestelle habe ich für diesen Schritt ausgebaut.



    Die Originalen Anschlusspunkte benötige ich nicht mehr. Die neuen Anschlusslitze habe ich in vielen Windungen um den Federstahldraht gewickelt und verlötet. Bei einem Drehgestell hing der Stromabnehmer frei in der Lok, da sich das Schraubgewinde verabschiedet hatte. In das Gehäuse bohrte ich ein Loch und mit einem zurechtgebogenen Federtahldrahtwinkel stellte ich die vom Hersteller vorgesehenen Haltepunkte wieder her.


    Motorumbau
    Der Lima Motor war nicht mehr zu retten. Die Wellenstummel waren so eingekürzt, dass mit dem Abziehwerkzeug nichts zu erreichen war. Um die Schwungmassen ohne Verlust von den Wellen zu bekommen, musste ein Werkzeug erstellt werden. Am neuen Motor mussten die Wellen beidseitig um 5.5 mm gekürzt werden und um die Schwungmassen wieder aufpressen zu können rundgeschmirgelt werden. Damit sich keine Späne oder Stahlstaub ins innere des Motors verirren können, packte ich den Motor sorgfältig in Malertape ein. Zum Aufpressen habe ich die Schwungmassen und den Motor mit Schraubstock und Schiebelehre auf die korrekte Position zusammengepresst.



    Oben der alte Lima Motor, unten den Motraxx Motor von Conrad. Ganz wohl war mir die Sache nicht, dies ist mein allererster Motorumbau ohne dass der originale Ersatzmotor greifbar ist!


    Leiterprint
    In der Lok ist konstruktionsbedingt wenig Platz für den ESU Lopi 4. Für den Einbau fräste ich einen Ausschnitt. Auf der gegenüberliegenden Seite habe ich noch mal zwei Aussparungen für die Verstärkung der Logikausgänge ausgefräst. Die Leiterbahnen habe ich dann entsprechen aufgefräst, um genügend Lötpunkte für die notwendigen Funktionsausgänge zu erhalten. Die Umschaltung für einen Oberleitungsbetrieb baute ich aus und entfernte das Anschlusskabel vom Stromabnehmer. Bei dieser Gelegenheit habe ich der Lok einen Hag Einholmabnehmer mit schmaler Wippe spendiert.



    Dachprint mit Decoder


    Gehäuse und Lichter
    Die Lok soll eine originale Beleuchtung erhalten und auf LED umgerüstet werden. Für das Ausmurksen (von demontage kann keine Rede sein) der Lichtleiter musste mit grobem Werkzeug erst mal Platz geschaffen werden. Die Hauptscheinwerfer sind mit Warmweissen Tower-LED ausgerüstet. Das obere Spitzenlicht erhielt auf den Lichtleiter eine Warmweisse SMD 0603 verbaut. Um Streulicht im Führerstand zu vermeiden habe ich die LED mit schwarzer Farbe ausserhalb der vorgesehenen Lichtwege schwarz gestrichen. Lima hatte vorgesehen dass die Schlusslichter rote Plastikeinsätze bekommen sollen. Das geht gar nicht. Mit einem Handbohrer habe ich die angetönten Schlusslichter kurzerhand aufgebohrt. In die Aussparungen wurden dann kurze Stücke Lichtleiter direkt auf Rote SMD LED aufgeklebt und dann dauerhaft in der Lok montiert.



    Aufgebohrte Schlusslichter



    zwei SMD LED 0603 in Serie mit aufgeklebtem Lichtleiter



    eingesetzte Lichtleiter



    Funktionstest



    eingesetzte Scheinwerfer vor der Verdrahtung. Die Schlusslichter sind durch die Tower LED verdeckt.


    Soweit für den Moment, die arbeit wird fortgesetzt...

    GRuess Andy


    Bauweise: Modulbahn mit eigener Norm
    Thema: Mitteland / Jura / Bahnhof Bipp
    Gleismaterial: Peco Code 75, Rocoline
    Steuerung: ESU Ecos SW 4.2.10
    Decoder: Weichen: ESU Switchpiloten, Signale / Licht: Qdecoder
    Melder: ESU Detektoren
    Software: Modellstellwerk 10.6, Darstellung: SBB Iltis

  • Hallo Andreas,


    toller Umbau :P .
    Zu den Tower- in Verbindung mit den 0603-LED hätte ich noch eine Frage: Du hast sicher ein Lichttest vorher gemacht, wegen der Lichtfarbe.


    Mit ging's bei einer Märklin Ae 6/6 so. Ich habe die Dinger auf den Tisch leuchten lassen und verglichen, war der Meinung, es ist ist die gleiche Lichtfarbe.
    In der Lok verbaut, muss ich dann feststellen, dass meine 0603-LED viel "weisser" leuchteten als die beiden Tower, obwohl beide als warmweiss deklariert waren.


    Gruss Christian

    Anmerkungen sind meine persönlichen Eindrücke und Empfindungen. Diese müssen nicht zwingend die Eindrücke und Empfindungen Anderer wiedergeben.

  • @ Christian: Der Lichttest hatte ich in der Tat nur in etwa beachtet. Die unteren Lampen sind von anderer Bauart und einiges grösser als sonst. Da die Lichtaustrittsöffnung des oberen Spitzenlichtes kleiner ist, ergibt sich eine andere Helligkeit. Von der Farbtemperatur her sind die Kelvin Werte vergleichbar. Die Tower LED benötigen keine Vorwiderstände im gegensatz zu der 0603er SMD. Die beiden habe ich wie erwähnt in Serie verschaltet und einen 1.8 k Widerstand in die U+ Leitung gelötet.


    Fortsetzung


    Gehäuse und Chassis zur Montage vorbereiten
    Die Kabelstränge der beiden Lokfronten habe ich pro Seite zusammengefasst und mit dem Leiterprint verbunden. Anschliessend konnte die Lok wieder montiert werden.



    Unter dem Chassis ist der Typ des verbauten Motors zu erkennen


    Programmierung
    Die Zusammengesetzte Maschine setzte ich erstmal auf das Programmiergleis und habe die erforderlichen CV geschrieben. Ich bin da etwas Oldscool und habe keinen Lokprogrammer. Übersicht der Funktionen:
    F0: 3-Licht Spitzensignal, mit der Fahrrichtung wechselnd
    F1: hinten rechts weisses Schlusslicht, mit der Fahrrichtung wechselnd
    F2: hinten 2 rote Schlusslichter, mit der Fahrrichtung wechselnd
    F3: Rangiergang, Beleuchtung 3 + 1, nicht wechselnd mit der Fahrrichtung!


    Die Frontbeleuchtung weiss habe ich generell von 31 auf 10 abgedimmt.


    Der neue Motor und die verbesserte Stromabnahme... :D :D :D :D :D :D eine wahre Freude auch ohne Kondensator. Die Lok fährt ohne zu ruckeln, und entwickelt auf der Rampe eine beindruckende Zugkraft mit 7 EW IV und 2 EW II Wagen am Hacken. Das Anfahren vor dem Einfahrsignal in der Rampe beeindruckte die Lok überhaupt nicht und selbst die extrem schleichende Anfahrt ist eine Augenweide.


    Alterung
    vor dem Zurüsten der Lok mussten zuerst einige Gebrauchsspuren aufgebracht werden. Die Riffelbleche vor den Führerständen habe ich zuerst in Alu-Farbe gespritzt. Der Kunststoff aus dem Hause Lima war mir viel zu dunkelgrau. Nach dem Zurüsten der Kleinteile präsentiert sich die Maschine dem Fotografen.
    Kleine Detailstudie:



    Riffelblech Alufarbig, inkl die Trittflächen des Aufstiegs, anschliessend in Washtechnik mit Sandfarbe und Braun stark verdünnter Schmutzauftrag. Der Zugang zum Führerstand habe ich stärker verschmutzt, einstieg des Lokführers. Die Scheibenwischer habe ich am Spritzling in Metalloptik lackiert und die Wischergummis mit schwarzer Farbe abgesetzt.



    Unterwegs mit dem IC auf der steigung mit 3 + 1 Beleuchtung. Die grossen Lüftungsgitter sind in Washtechnik vor dem altern mit stark verdünnter dunkelgrauer Farbe ausgelegt. Beim ansetzen des Pinsel läuft die Farbe von selbst in die Vertiefungen der Düsengitter, wenn nicht, stärker verdünnen.



    Lokzug hinten 1 x weiss



    Lokzug mit eingeschaltetem Schluss



    Lok unter dem Mast mit gehobenem Panto (Faden wird erst nach abschluss der Landschaftsgestaltung montiert)


    Die Lok kann auf der Anlage im Regelverkehr eingesetzt werden und macht mit den den Umbauten sehr viel Spass.

    GRuess Andy


    Bauweise: Modulbahn mit eigener Norm
    Thema: Mitteland / Jura / Bahnhof Bipp
    Gleismaterial: Peco Code 75, Rocoline
    Steuerung: ESU Ecos SW 4.2.10
    Decoder: Weichen: ESU Switchpiloten, Signale / Licht: Qdecoder
    Melder: ESU Detektoren
    Software: Modellstellwerk 10.6, Darstellung: SBB Iltis

  • Sehr schöne Arbeit, Andy! Das dezente Altern gibt der Lok den letzten Schliff. Vor allem das Düsengitter sieht sehr echt aus.

    Gruss Roger


    95 von 121 grünen Ae 6/6


    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Sensationell, Andy!


    Diese Projekt ist der Beweis, dass sich aus dem optisch nachwievor besten BLS Re 4/4 Modell noch einiges herausholen lässt. Das i-Tüfelchen wären geätzte Scheibenwischer oder noch akkurater gebogene Schleifstück-Auflaufhörner. Nur nicht übertreiben ;)

    E Gruess


    Hänsu

    Ich halte Genauigkeit für poetisch


    (Robert Walser)

  • Danke Roger und Hänsu
    die Hörner vom Panto habe ich bereits abgebogen. Original stehen die viel zu weit ab. Die Palette wirkt mir aber immer noch viel zu gross im Vergleich zu anderen Maschinen. Ein Roco Panto war nicht als E-Teil verfügbar. Die Scheibenwischer habe ich eingeklebt, die bleiben erstmal dran. Für ein weiteres Projekt: Wo gibt es geätzte Wischer?

    GRuess Andy


    Bauweise: Modulbahn mit eigener Norm
    Thema: Mitteland / Jura / Bahnhof Bipp
    Gleismaterial: Peco Code 75, Rocoline
    Steuerung: ESU Ecos SW 4.2.10
    Decoder: Weichen: ESU Switchpiloten, Signale / Licht: Qdecoder
    Melder: ESU Detektoren
    Software: Modellstellwerk 10.6, Darstellung: SBB Iltis