Heute Abend in SRF: Patrik Rohr's Japan

  • Der Thread-Titel sagt nicht viel aus, aber was ich gesehen habe, war erstaunlich!


    Also ... dieser Reporter reiste durch Japan, hat Menschen in den Gebieten besucht, die durch den Tsunami 2011 verwüstet wurden, kochte Udon-Nudeln und nahm an einem Training in einem Aikido-Dojo teil. Was er aber auch machte, war die Teilnahme an einer Putzaktion in einem Shinkansen - einem der berühmten japanischen Schnellzüge. Und da blieb mir doch der Mund offen stehen:


    In den Zügen sitzen die Leute in Flugzeug-Bestuhlung, das heisst in Fahrtrichtung. Und in jenem Bahnhof hatte der Zug Endstation. Nun, damit dieses Regime der Sitzanordnung funktioniert, was macht die Bahngesellschaft? Dreht sie den Zug? Nein ... ich habe es fast nicht geglaubt ... sie drehen alle Sitze. Und zwar vollautomatisch. Dazwischen wuseln dann noch Leute herum, die die Sitze, Fenster und sonst noch einiges mit Tüchern putzen/abreiben/polieren.


    DAS hatte ich vorher noch gar nie gesehen oder gelesen.

    Gruss

    Peter


    dif-tor heh smusma - live long and prosper

  • ich habe es fast nicht geglaubt ... sie drehen alle Sitze

    Danke Peter für diesen Bericht. Zustände wie Zürich Hauptbahnhof um 18.00 Uhr sind bei denen wohl normal, oder gar eine entspannte Angelegenheit.

    Alles Empfinden ist relativ. Am 22.11. gab es auch in unserer Familie einen Geburtstag. Ich habe das "Geburtstagskind" auf das Jungfrau Joch eingeladen und falsch gedacht, die Jungfrau Bahn wartet auf uns, weil Zwischensaison ist. Von wegen, aus Fernost hatte es Leute, (für mich) unvorstellbar viele. Auch das hat seine zwei Seiten: wären alle diese Touristen "weg", wäre bestimmt auch diese Bahn stark im minus. Denn Schweizer und Deutsche konnte man an einer Hand abzählen. Nun was mich so erstaunte, ein Paar fragte mich höflich, ob ich sie fotografieren könne. Sie meinten: es sei heute der perfekte Tag, weil das Wetter so schön sei, und trotzdem - so wenig ?!? - andere Leute hier. :lol:
    Sitze umdrehen: ;) die SBB war gut 60 Jahre schneller: es gab mindestens einen SBB RCe 2/4 Roter Pfeil, bei dem konnte man schon damals (natürlich von Hand, nicht automatisch) die Sitzlehne nach der Fahrtrichtung verschieben...

    Analog ist cool:)

  • Beeindruckend war für mich in welchem Tempo gereingt wurde. Das Abwischen des Fensterrahmens dauerte geschätzt eine Sekunde oder noch weniger.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Auch die altbekannten Uerdinger Schienenbusse hatten Klapplehnen, mit denen man die Sitze mit einem Griff in die gewünschte Fahrtrichtung stellen konnte. ;)

    Gruss Roger


    95 von 121 grünen Ae 6/6


    Die Katze schläft im Lärm; nur die Stille weckt sie, wenn die Mäuse rascheln.

  • Es sieht im Film nur auf den ersten Blick automatisch aus. Die Putzekippe dreht die Sitze manuell: Fussraste drücken und einen Schupps geben. Nur geht das so zackig, dass es fast automatisch aussieht.
    Ich habe das Prozedere selber mehrmals in verschiedenen Shinkansen Generationen beobachten dürfen.


    Gruss,
    Peter

  • Heute lief im N24 ab 16:10 eine Dokumentation zum Tokaido Shinkansen Express. Darin konnte man sehr gut sehen wie die Sitze von Hand gedreht wurden. Am Sitz gibt es einen runden Knauf der nach dem Entriegeln beim Drehen hilft.


    Die Arbeitsweise rund um den Zug ist auch speziell. Wer etwas macht, kündigt das mit einem kurzen Kommando an, zeigt mit einer Handbewegung darauf und führt die Tätigkeit anschliessend aus. Mit diesem System sollen Fehler vermieden werden, da Ohren, Augen und Hände daran beteiligt sind. Selbst der Lokführer zeigt zuerst mit der Hand zum Bildschirm und führt dann den Befehl aus.

    Gruss Erwin



    Wer rast, der verpasst das Leben.


    Kein Platz für weitere Sammelstücke ist nur eine faule Ausrede. ;) Es gibt für alles eine Lösung.

  • Ich darf sagen, die Züge sind echt der Hammer.


    Obgleich der Äussere Eindruck eher an einen Manta fahrenden TGV erinnert (tiefergelegt bis zum Anschlag.) ist er innen doch sehr geräumig. Vergleichbar mit einem EC 250.
    (Achtung ich hab sogar was gelernt: RABDe 500).
    Etwas widersprüchlich sehe ich die "Putzequippe". Wenn jemand so schnell durch den Zug rennt wie die Lady vor Herrn Rohr, kann sie gar nicht richtig sauber machen.
    Das ist höchsten falls überflogen aber nicht gewischt. Andererseits wir waren ja auch in den Shinkansen unterwegs. Sauber aufgeräumt und saumässig bequem. Trotz der
    Tatsache dass viele Leute in diesen Zügen essen roch es nicht wie in manchen S Bahnen nach kaltem Mac Burger oder Döner Boxen. Es drängte sich noch nicht einmal
    der Geruch von Natto den Gästen auf. Was einen sehr eigenen Duft abgibt.


    Die Sitzreihen werden auch gerne mal von Schülern dazu genutzt um Shogi zu spielen, die japanische Variante vom Schach. Andere Spiele sind auch beliebt, alle konnte ich
    nicht erkennen, aber es waren Mehrheitlich Trading Card Games. (Für die Älteren Leser, Quartett mit massiv mehr Karten und komplizierteren Regeln)


    Die Arbeitsweise um den Zug ist im ersten Moment etwas ulkig und wirkt auch übertrieben aber es ist Japan. Das Land der Extreme.


    Randnotiz für Fotographen: Das Fotographieren der Züge ist erlaubt auf dem ganzen Bahnsteig, jedoch sollte man beachten die wartenden Gäste nicht zu stören und niemals
    ins "Lichtraumprofil des Zuges" oder über die Abschrankung, die beachtliche 1.50Meter hoch ragt mit dem Ellbogen oder dem Objektiv zu kommen.
    Mann wird dann äusserst höflich aber sehr bestimmt darauf aufmerksam gemacht, dass man hinter der Brüstung zu sein hat. :borg:

    A king asked a sheperd`s boy about eternety,The boy answered: "There`s this mountain of pure diamond. It takes a day to
    climb and one day to go around it.
    Every houndred years, a little bird comes. It sharpens it`s beak on the diamond mountain.
    And when the entire mountain is chiseled away, the first second of eternety will have passed."
    " You must think that `s a hell of a long time".
    Personally, I think that`s a hell of a bird.
    The Doctor

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